#270: Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) bei hochaktiver Multipler Sklerose

Diesmal liegt der Fokus auf Alemtuzumab (Lemtrada, Campath). Es ist eine der hochwirksamen Immuntherapien und ermöglicht bei einer Untergruppe von Patienten mit hochaktiver MS sogar einen Krankheitsstillstand von mehr als fünf Jahren. Aufgrund seiner lang anhaltenden Wirkung auf das Immunsystem und der teilweise schweren Nebenwirkungen wird es relativ sparsam eingesetzt.
Es wird als verlaufsmodifizierende Therapie bei aktiver Multipler Sklerose genutzt, sowohl bei der schubförmigen MS als auch, nach FDA-Zulassung, bei aktiver SPMS.

Alemtuzumab führt aufgrund seines Wirkmechanismus zu einer sofortigen Immunzelldepletion von CD52-positiven Immunzellen (hauptsächlich T-Zellen und B-Zellen). Es wird daher beispielsweise bei Patienten mit massiver Entzündungsaktivität eingesetzt, bei denen das Risiko einer raschen Zunahme der Behinderung besteht.

Bitte bedenke, dass ich hier nur einen Überblick geben kann. Dein Neurologe und deine MS-Schwester sollten dich ausführlich über die für dich geeignete Therapie beraten. Denn sie kennen deinen allgemeinen Gesundheitszustand und du solltest auch über deine Ziele, Wünsche, Ängste und Vorlieben sprechen, damit diese berücksichtigt werden können.

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Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Informationen

Um einen guten Überblick über das große Thema der Therapieentscheidungen zu bekommen, empfehle ich dir, zuerst die Folge 250 zu hören: Immuntherapie bei MS. Ein Wegweiser durch Wirksamkeit und Auswahl mit Prof. Tjalf Ziemssen. Dort wirst du erfahren, warum:

  • Man die verschiedenen verlaufsmodifizierenden Medikamente nur bedingt miteinander vergleichen kann.
  • Es wichtig ist, schnell mit einer wirksamen Therapie zu beginnen.
  • MRT und andere Untersuchungen wichtig sind für die Beurteilung des Krankheitsverlaufs und Aufschluss über die Wirksamkeit geben.
  • Therapien so wenig wie möglich gewechselt werden sollten, aber natürlich immer, wenn sie nicht ausreichend wirksam sind.
  • Es oft besser ist, mit einer hochwirksamen Therapie zu beginnen und erst im fortgeschrittenen Alter auf eine niedrigere Kategorie zu wechseln.
  • Es bei hochaktiver MS wichtiger sein kann, schnell mit der Immuntherapie zu beginnen und in einem zweiten Schritt die Rehabilitation in Angriff zu nehmen.
  • Generika und Biosimilars immer häufiger eingesetzt werden und welche Zulassungsvoraussetzungen sie erfüllen müssen.
  • Die Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie unterschieden werden müssen in unangenehme Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie und seltene mögliche Risiken. Und diese müssen in Relation zu den meist irreversiblen Langzeitfolgen einer unbehandelten MS gesetzt werden.
  • Es wichtig ist, dass du deine Meinung, Wünsche, Ziele und Befürchtungen mit deinem Neurologen ehrlich besprichst, um gemeinsam Behandlungsentscheidungen zu treffen, denen beide Seiten zustimmen können.
  • Es von Vorteil ist, sich von MS-Spezialisten betreuen zu lassen und selbst informiert zu bleiben, um von neuen Erkenntnissen und Behandlungsmöglichkeiten zu profitieren.
  • Du mit deiner eigenen gesunden Lebensweise zu einer günstigen Prognose beitragen kannst..

Noch ein allgemeiner Hinweis

Die Zulassungsstudien für die einzelnen Medikamente wurden zu sehr unterschiedlichen Zeiten durchgeführt. Vor dreißig Jahren musste man schwerer betroffen oder im Krankheitsverlauf weiter fortgeschritten sein, um eine sichere Diagnose der Multiplen Sklerose zu erhalten. Leichte Verläufe wurden wahrscheinlich gar nicht oder zunächst nicht diagnostiziert. Mit immer besseren Untersuchungsmethoden, wie z. B. der Kernspintomographie, auch bekannt als MRT, findet man heute deutlich kleinere Läsionen im zentralen Nervensystem. Außerdem war vor 30 Jahren noch nicht bekannt, dass es sich bei den Neuromyelitis-Optica-Spektrum-Erkrankungen, kurz NMOSD und MOGAD, um eigenständige Krankheiten handelt, die eigene Therapien erfordern und manchmal sogar negativ auf MS-Medikamente reagieren. Früher hielt man sie für Multiple Sklerose, und MS-Therapien linderten die Krankheitsaktivität fast nie.

Wie wird Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) bei den Immuntherapien eingeordnet?

Für die vorbeugende, d. h. verlaufsmodifizierende Therapie der Multiplen Sklerose gibt es derzeit drei verschiedene Therapieansätze. Am unspezifischsten ist die Immunmodulation. Die Migrationshemmung wirkt bereits zielgerichtet. Am spezifischsten ist die Depletion von Immunzellen, zu der auch Alemtuzumab (Lemtrada) gehört. Die Therapien sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt:

  1. Immunmodulation – die Therapien schwächen das Immunsystem. Sie wirken sehr breit über verschiedene Faktoren (z.B. auf Th1/T17 – Th2/Treg, Antigenpräsentation) sowie auf verschiedene Signalwege und möglicherweise über andere Mechanismen: Sie versuchen, das Milieu von entzündlich auf nicht-entzündlich zu verschieben:
    • Dimethylfumarat (Tecfidera und Generika) & Diroximel-Fumarat (Vumerity),
    • Glatirameracetat (Copaxone und Generika),
    • Interferon-beta: Interferon beta-1a (Avonex, Rebif), Interferon beta-1b (Betaferon, Extavia), Peginterferon beta-1a (Plegridy)
    • Teriflunomid (Aubagio)
  2. Migrationshemmung – die Wanderung bestimmter Immunzellen wird gehemmt:
    • Natalizumab (Tysabri, Tyruko)
    • S1P-Modulatoren: Fingolimod (Gilenya), Ozanimod (Zeposia), Ponesimod (Ponvory), Siponimod (Mayzent)
  3. Zelldepletion – sich entwickelnde Immunzellen sterben ab
    • Verminderung von T-Zellen, B-Zellen, NK-Zellen und Monozyten: Alemtuzumab (Lemtrada, Campath)
    • T- und B-Zell-Depletion: Cladribin (Mavenclad, Leustatin, Litak)
    • B-Zell-Depletion: Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi)

Wofür ist Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) zugelassen?

Aufgrund von Berichten über schwere immunvermittelte und Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen, darunter mehrere Todesfälle, wurde die Anwendung von Alemtuzumab zunächst eingeschränkt, dann überprüft und schließlich von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) angepasst.

Alemtuzumab ist für die Behandlung der hochaktiven schubförmigen MS bei folgenden Patienten zugelassen:

  • Patienten, die trotz vollständiger und angemessener Behandlung mit mindestens einer verlaufsmodifizierenden Therapie weiterhin eine hohe Krankheitsaktivität aufweisen, oder
  • bei Patienten, die innerhalb eines Jahres zwei oder mehr Schübe mit Fortschreiten der Behinderung und eine oder mehrere kontrastmittelaufnehmende Läsionen im MRT des Gehirns aufweisen oder im Vergleich zu einem kürzlich durchgeführten MRT einen signifikanten Anstieg der T2-Läsionen zeigen.

Mit anderen Worten, wenn es Anzeichen für eine hohe bestehende Entzündungsaktivität gibt.

Die FDA hat Alemtuzumab auch für die Anwendung bei aktiver SPMS zugelassen. Es sollte jedoch generell nur bei Patienten eingesetzt werden, die auf zwei oder mehr für die Behandlung von MS zugelassene Medikamente unzureichend angesprochen haben.

Sowohl die FDA als auch die EMA raten aufgrund der möglichen Nebenwirkungen dringend von der Anwendung von Alemtuzumab bei einem klinisch isolierten Syndrom (CIS) ab. Auf der MS-Selfie-Karte von Prof. Giovanonni wird dies anders dargestellt.

Wie sieht die Situation für spezielle Patientengruppen aus?

Kinder und Teenager

Aufgrund des starken Eingriffs und der unkontrollierbaren möglichen Nebenwirkungen und weil es genügend alternative Immuntherapien mit hoher Wirksamkeit gibt, besteht keine Notwendigkeit, Alemtuzumab bei Kindern und Jugendlichen einzusetzen.

Schwangerschaft und Stillen: Empfehlung der europäischen (EMA) und amerikanischen Zulassungsbehörden (FDA)

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Alemtuzumab-Therapie (Lemtrada, Campath) eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Wenn ein Kinderwunsch besteht, sollten empfängnisverhütende Maßnahmen noch mindestens 4 Monate nach der letzten Alemtuzumab-Infusion fortgesetzt werden. Frauen, die mit Alemtuzumab behandelt werden, sollten während der Verabreichung eines Zyklus und bis zu vier Monate danach nicht stillen, es sei denn, der potenzielle Nutzen der Therapie für die Mutter überwiegt das potenzielle Risiko für das Neugeborene.

Empfehlung des Deutschsprachigen MS Kinderwunschregisters (DMSKW)

Empfehlung aufgrund der aktuellen Datenlage und Erfahrung des DMSKW:

Da Alemtuzumab ab dem 2. Trimenon und zunehmend mit fortschreitender Schwangerschaft die Plazentaschranke passiert, sollte zu Beginn jedes Alemtuzumab-Zyklus ein negativer Schwangerschaftstest vorliegen.

Bis zu 4 Monate nach dem letzten Zyklus sollten wirksame Verhütungsmaßnahmen angewendet werden, wobei das Medikament nach 30 Tagen nicht mehr im Blut nachweisbar ist.

Kommt es während der Alemtuzumab-Therapie zu einer Schwangerschaft, sollte unmittelbar nach der Geburt ein großes Blutbild und eine Lymphozytenzählung beim Neugeborenen durchgeführt werden. Wer am Deutschsprachigen MS Kinderwunschregister (DMSKW) teilnimmt und zu Beginn der Schwangerschaft noch mit Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) behandelt wurde, erhält vom DMSKW einen Brief, der in die Entbindungsklinik mitgenommen werden kann, um alle beteiligten Ärzte zu informieren. Eine anhaltend erniedrigte Lymphozytenzahl würde bedeuten, dass Impfungen verschoben werden müssten.

Um den bestmöglichen Therapieeffekt zu erzielen, sollten beide Therapiezyklen vor einer geplanten Schwangerschaft abgeschlossen sein.

Die Schilddrüsenfunktion muss während der Schwangerschaftsplanung und während der Schwangerschaft regelmäßig überprüft werden (bei bekannten Schilddrüsenerkrankungen alle 4 Wochen während der Schwangerschaft). Eine durch die Behandlung möglicherweise auftretende Hyper- und Hypothyreose sollte gut kontrolliert werden. Bei sogenannten antikörpervermittelten sekundären Autoimmunerkrankungen, die nach einer Behandlung mit Alemtuzumab entstehen können, könnten auch krankmachende Antikörper auf den Fötus übertragen werden. Das bedeutet nicht, dass das Baby an einer sekundären Autoimmunerkrankung leiden wird, sondern dass in den ersten Wochen nach der Geburt Symptome der Krankheit beim Neugeborenen beobachtet werden können. Der Gynäkologe und gegebenenfalls der Kinderarzt sollten über alle Begleiterkrankungen der Mutter informiert sein.

Laut den Informationen für medizinisches Fachpersonal sollten Frauen, die mit Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) behandelt werden, während der Verabreichung eines Zyklus und bis zu vier Monate danach nicht stillen. Es ist jedoch bekannt, dass Alemtuzumab nach 30 Tagen aus dem Körper ausgeschieden wird und daher nicht mehr in der Muttermilch vorhanden sein kann. Wenn die Behandlung mit Alemtuzumab vor einiger Zeit durchgeführt wurde, gibt es keine Einschränkungen beim Stillen.

Wer sollte Alemtuzumab (Lemtrada, Campath) meiden?

  • Personen mit einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
  • Bei akuten und chronisch aktiven Infektionen, wie HIV-Infektion, Tuberkulose, Hepatitis B und Hepatitis C, parasitäre oder systemische Pilzinfektionen.
  • Menschen mit Blutgerinnungsstörungen, die mit Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulanzien behandelt werden.
  • PatientInnen mit Lebererkrankungen, insbesondere Autoimmunerkrankungen.
  • Bei vorliegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen (frühere Herzinfarkte, Schlaganfälle).
  • Personen mit einer frühern Gefäßruptur oder erblichen Veranlagung zu Gefäßruptur (z. B. Marfan-/Ehlers-Danlos-Syndrom).
  • Bei unkontrolliertem Bluthochdruck.
  • Personen mit Erkrankungen der Gallenblase, insbesondere Autoimmunerkrankungen.
  • Bei anderen begleitenden Autoimmunerkrankungen.
  • Bei verminderter Neutrophilenzahl im Blut.
  • Frauen, die schwanger sind.

Wie wirkt Alemtuzumab (Lemtrada, Campath)?

Alemtuzumab führt zu einer sofortigen Depletion von CD52-positiven Immunzellen (hauptsächlich T- und B-Zellen). Nach der akuten Depletion erholen sich die B-Zellen innerhalb von vier bis sechs Monaten auf das Ausgangsniveau (oder manchmal sogar deutlich darüber hinaus). In seltenen Fällen wurde in dieser Phase eine Reaktivierung der MS in Form schwerer Schübe beschrieben. In der Regel dauert es mehrere Jahre, bis sich die T-Zellen wieder dem individuellen Ausgangswert annähern; in vielen Fällen bleiben die T-Zellen über einen längeren Zeitraum unter dem Grenzwert, bei dem sie normal arbeiten und funktionieren können.

Wie wird es eingenommen?

Alemtuzumab wird als intravenöse Infusion in zwei aufeinanderfolgenden jährlichen Behandlungsphasen verabreicht. Im ersten Jahr vom ersten bis zum fünften Tag jeweils zwölf Milligramm, was einer Gesamtdosis von 60 Milligramm entspricht. Und im zweiten Jahr an den Tagen eins bis drei jeweils zwölf Milligramm, was insgesamt 36 Milligramm entspricht.

Sollte nach Abschluss der beiden Behandlungsphasen weiterhin oder erneut eine deutliche klinische und MRT-nachweisbare Krankheitsaktivität vorliegen, können gemäß der aktualisierten Zulassung bis zu zwei weitere Behandlungsphasen mit jeweils 12 mg Alemtuzumab an drei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt werden. Der Abstand zur vorherigen Behandlungsphase sollte mindestens ein Jahr betragen.

Wie wirksam ist Alemtuzumab (Lemtrada, Campath)?

Gavin Giovannoni, ein MS-Experte aus Großbritannien, hat seine MS-Selfie-Karten auf einer Skala von eins bis zehn bewertet, wobei eins für geringe Wirksamkeit und zehn für maximale Wirksamkeit steht. Seiner Einschätzung nach erreicht Alemtuzumab die Höchstpunktzahl von zehn für die Verhinderung von Schüben und die Vermeidung von Langzeitbehinderungen.

In der entscheidenden Studie wurde Alemtuzumab mit Beta-Interferonen verglichen und reduzierte die Schübe um über 50 Prozent und verlangsamte die Verschlechterung der Behinderung um 42 Prozent. Mit anderen Worten: Man kann auch 100 Patienten betrachten. 47 dieser Patienten bleiben schubfrei, selbst bei Beta-Interferonen. In der Alemtuzumab-Gruppe blieben weitere 18 Patienten schubfrei. Bei Betrachtung derselben 100 Patienten blieben 80 während des entscheidenden Versuchszeitraums auf dem gleichen Behinderungsgrad, gemessen anhand der EDSS (Expanded Disability Status Scale), einschließlich der Beta-Interferon-Gruppe. Bei sieben Personen in der Beta-Interferon-Gruppe verschlechterte sich der Zustand, während er bei Alemtuzumab stabil blieb.

Die Ergebnisse der nachfolgenden Registerstudien Care-MS I und II zeigten bei mehr als der Hälfte der Patienten eine anhaltende Wirkung über 5 Jahre, aber 32 und 41 % benötigten einen dritten, 10 und 12 % einen vierten und 1,5 und 1,6 % einen fünften Therapiezyklus (Arnold et al. 2017; Coles et al. 2017). Bei einer Untergruppe von Patienten kann daher eine langfristige Unterbrechung der Krankheitsaktivität erreicht werden.

MS-Selfie Card for alemtuzumab infusion, Tradenames: Lemtrada and Campath from Prof. Dr. Gavin Giovannoni, London, UK

Risiken und Nebenwirkungen von Alemtuzumab (Lemtrada, Campath)

Einer der Gründe, warum Alemtuzumab nur selten verabreicht wird, ist, dass es eine sehr langfristige Wirkung auf das Immunsystem hat.

Die wichtigsten Nebenwirkungen sind

  • Infusionsreaktionen, die während oder innerhalb von 24 Stunden nach der Alemtuzumab-Infusion auftreten. Dazu gehören Kopfschmerzen, Hautausschlag, Fieber, Übelkeit, Nesselsucht, Juckreiz, Schlaflosigkeit, Schüttelfrost, Hitzegefühl, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Geschmacksstörungen, Engegefühl in der Brust, generalisierter Hautausschlag, Herzklopfen, Oberbauchbeschwerden, Schwindel und Schmerzen.
  • Infektionen. Nach der Verabreichung von Alemtuzumab muss aufgrund des Risikos einer Listeriose einen Monat lang eine spezielle Diät eingehalten werden.
  • Sekundäre Autoimmunerkrankungen, z. B. Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, können durch Alemtuzumab ausgelöst werden. 40 Prozent aller Patienten entwickeln eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die leicht behandelbar ist, aber auch eine lebenslange Behandlung erfordert. Dies kann auch lange nach der Behandlung auftreten, sodass nach der letzten Verabreichung vier Jahre lang alle vier Wochen bestimmte Blut- und Urintests durchgeführt werden müssen.
  • Zu den schweren Reaktionen, die bei 3 % der Patienten in den Zulassungsstudien auftraten, gehören Fieber, Nesselsucht, Vorhofflimmern, Übelkeit, Engegefühl in der Brust und niedriger Blutdruck. In Einzelfällen wurde ein verlangsamter Herzschlag beschrieben, manchmal mit Herzfrequenzen unter 30 Schlägen pro Minute.
  • Bisher wurden nur sehr wenige Fälle von akutem Koronarsyndrom während der Behandlung mit Alemtuzumab beschrieben, von denen einige kurz nach der Infusion auftraten, andere in längeren Abständen. Ob ein Zusammenhang mit schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Ereignissen besteht, ist unklar.

Sicherheitsvorkehrungen – Laborparameter

Klinische neurologische Untersuchung

Vierteljährlich müssen klinische neurologische Untersuchungen durchgeführt werden, um das Vorhandensein von Infektionen und Autoimmunerkrankungen zu überprüfen. Bei Auftreten solcher Symptome sollten so schnell wie möglich entsprechende Fachärzte (z. B. Hämatologen, Endokrinologen, Nephrologen) in die Behandlung einbezogen werden.

Auch die Krankheitsaktivität der MS muss überwacht werden, um das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis besser einschätzen zu können. Insbesondere in den ersten Monaten nach der Alemtuzumab-Gabe besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Patienten sollten regelmäßig über entsprechende Symptome (Fieber, Verschlechterung des Allgemeinzustands, Kopfschmerzen, neurologische Symptome) informiert werden. Es sollte darüber aufgeklärt werden, wohin sich die Patienten in Notfällen wenden können, auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten.

Basislaborprogramm

  • Routinemäßige Laborparameter: Ein Differentialblutbild und ein Urinstatus müssen monatlich für mindestens 48 Monate nach der letzten Alemtuzumab-Infusion durchgeführt werden. Wenn die Thrombozytenzahl unter einen bestimmten Wert fällt, muss eine wöchentliche Kontrolle durchgeführt werden, und wenn sie unter einen besonders niedrigen Grenzwert fällt, muss eine hämatologische Untersuchung durchgeführt werden.
  • Der TSH-Wert muss mindestens vier Jahre lang alle drei Monate nach der letzten Alemtuzumab-Infusion bestimmt werden, um eine Schilddrüsenfunktionsstörung rechtzeitig erkennen zu können. Bei pathologisch veränderten Schilddrüsenhormonspiegeln muss eine Überweisung an einen Endokrinologen erfolgen.

Radiologische Überwachung

Einmal jährlich sollte eine MRT des Gehirns und eventuell auch des Rückenmarks durchgeführt werden, um den Behandlungserfolg zu beurteilen und mögliche, für die Differentialdiagnose relevante Komplikationen der Therapie zu erkennen. Kontrastmittel sind nur notwendig, wenn es Hinweise auf eine Verschlechterung der Erkrankung gibt oder wenn keine standardisierte MRT-Erstuntersuchung vorliegt.

Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen. Das wird für dich überprüft. Nimm die Tests aber bitte ernst und hole sie nach, wenn du einen Termin nicht wahrnehmen kannst, und lasse sie nicht ganz aus.

Auf der bereits erwähnten MS-Selfie-Karte werden die Nebenwirkungen auf einer Skala von eins für wenig oder selten bis zehn für viel oder häufig wie folgt bewertet:

  • Regelmäßige Nebenwirkungen bei vier
  • Langzeitnebenwirkungen bei neun
  • Krebsrisiko bei fünf

Alemtuzumab erhält in der Übersicht der Therapieeffekte der MS Selfie Card folgende Bewertung:

  • Arztbesuche: viele
  • Familienplanung: kurzfristig nicht vereinbar
  • Impfungen: mäßige Reaktion

Impfungen

Die Wirksamkeit von Impfungen kann während und nach der Behandlung mit Alemtuzumab eingeschränkt sein. Falls erforderlich, sollte der Impferfolg durch Titerkontrolle überprüft werden.

Vor Beginn der Behandlung mit Alemtuzumab sollten Patienten auf Varizella-Zoster (VZV) getestet werden. VZV-seronegative Patienten sollten vor Beginn der Behandlung gegen VZV geimpft werden. Andere empfohlene Impfungen sollten ebenfalls vor der Behandlung mit Alemtuzumab durchgeführt werden und die erste Infusion sollte erst vier bis sechs Wochen nach der Impfung begonnen werden.

Lebendimpfstoffe sollten vermieden und nur nach einer gründlichen Risiko-Nutzen-Bewertung verabreicht werden. Alle anderen Impfungen sind während der Behandlung mit Alemtuzumab erlaubt.

Eine Impfung gegen Herpes Zoster, der zu Gürtelrose führt, wird für Patienten mit Immuntherapie ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen. In diesem Fall wird eine Impfung mit dem inaktivierten Impfstoff Shingrix empfohlen.

Quellen

Schlussbemerkung

Bitte denke daran, dass es kein Medikament gibt, das allen hilft, sondern dass immer abgewogen werden muss, was für eine bestimmte Person am besten geeignet ist. Auch andere Krankheiten, persönliche Ziele und Vorlieben müssen berücksichtigt werden. Deine Neurologin oder dein Neurologe und die MS-Schwester sind die richtigen Ansprechpartner und können individuelle Empfehlungen aussprechen. Dieser Beitrag dient nur zu Informationszwecken und stellt keine Empfehlung dar. Was der einen Person hilft, muss der anderen nicht helfen.

Ich hoffe, dass du gemeinsam mit deinem Neurologen und deiner MS-Schwester schnell die richtige Immuntherapie für dich findest. Und dass du mit MS ein erfülltes, glückliches und selbstbestimmtes Leben führen kannst, unterstützt durch einen gesunden Lebensstil und eine Portion Glück.

* Dieser Text enthält Affiliatelinks. Das bedeutet, dass ich eine kleine Vergütung bekomme, wenn du das von mir empfohlene Produkt über den Link erwirbst. Für dich ändert sich dadurch nichts am Kaufpreis. Und mir hilft es dabei, die Kosten für den Blog zu tragen und neue Beiträge zu schreiben.

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Nele von Horsten

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