#274: B-Zell Depletion – Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi) für aktive RRMS und SPMS sowie frühe PPMS

B-Zell-Depletions-Therapien wie Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan) und Ublituximab (Briumvi) sind zu wichtigen Instrumenten bei der Behandlung von Multipler Sklerose (MS) geworden. Diese Behandlungen zielen speziell auf B-Zellen ab, eine Art von Immunzellen, die am Entzündungsprozess von MS beteiligt sind, und reduzieren diese. B-Zell-Therapien gelten als einige der spezifischsten und wirksamsten verlaufsmodifizierenden Therapien, die heute verfügbar sind, und bieten einen maßgeschneiderten Ansatz zur Verringerung der Krankheitsaktivität und des Fortschreitens der MS. In diesem Beitrag geht es darum, wie diese Therapien innerhalb der MS-Behandlungsoptionen eingeordnet werden und was ihr Zulassungsstatus und ihre Wirksamkeit für verschiedene Patientengruppen bedeuten.

Bitte beachte, dass ich hier nur einen Überblick geben kann. Deine Neurologin und MS-Schwester sollten dich ausführlich über die richtige Therapie für dich beraten. Sie kennen deinen allgemeinen Gesundheitszustand und du solltest auch über deine Ziele, Wünsche, Ängste und Vorlieben sprechen, damit diese berücksichtigt werden können.

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Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Informationen

Um einen guten Überblick über das große Thema der Therapieentscheidungen zu bekommen, empfehle ich dir, zuerst die Folge 250 zu hören: Immuntherapie bei MS. Ein Wegweiser durch Wirksamkeit und Auswahl mit Prof. Tjalf Ziemssen. Dort wirst du erfahren, warum:

  • Man die verschiedenen verlaufsmodifizierenden Medikamente nur bedingt miteinander vergleichen kann.
  • Es wichtig ist, schnell mit einer wirksamen Therapie zu beginnen.
  • MRT und andere Untersuchungen wichtig sind für die Beurteilung des Krankheitsverlaufs und Aufschluss über die Wirksamkeit geben.
  • Therapien so wenig wie möglich gewechselt werden sollten, aber natürlich immer, wenn sie nicht ausreichend wirksam sind.
  • Es oft besser ist, mit einer hochwirksamen Therapie zu beginnen und erst im fortgeschrittenen Alter auf eine niedrigere Kategorie zu wechseln.
  • Es bei hochaktiver MS wichtiger sein kann, schnell mit der Immuntherapie zu beginnen und in einem zweiten Schritt die Rehabilitation in Angriff zu nehmen.
  • Generika und Biosimilars immer häufiger eingesetzt werden und welche Zulassungsvoraussetzungen sie erfüllen müssen.
  • Die Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie unterschieden werden müssen in unangenehme Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie und seltene mögliche Risiken. Und diese müssen in Relation zu den meist irreversiblen Langzeitfolgen einer unbehandelten MS gesetzt werden.
  • Es wichtig ist, dass du deine Meinung, Wünsche, Ziele und Befürchtungen mit deinem Neurologen ehrlich besprichst, um gemeinsam Behandlungsentscheidungen zu treffen, denen beide Seiten zustimmen können.
  • Es von Vorteil ist, sich von MS-Spezialisten betreuen zu lassen und selbst informiert zu bleiben, um von neuen Erkenntnissen und Behandlungsmöglichkeiten zu profitieren.
  • Du mit deiner eigenen gesunden Lebensweise zu einer günstigen Prognose beitragen kannst..

Noch ein allgemeiner Hinweis

Die Zulassungsstudien für die einzelnen Medikamente wurden zu sehr unterschiedlichen Zeiten durchgeführt. Vor dreißig Jahren musste man schwerer betroffen oder im Krankheitsverlauf weiter fortgeschritten sein, um eine sichere Diagnose der Multiplen Sklerose zu erhalten. Leichte Verläufe wurden wahrscheinlich gar nicht oder zunächst nicht diagnostiziert. Mit immer besseren Untersuchungsmethoden, wie z. B. der Kernspintomographie, auch bekannt als MRT, findet man heute deutlich kleinere Läsionen im zentralen Nervensystem. Außerdem war vor 30 Jahren noch nicht bekannt, dass es sich bei den Neuromyelitis-Optica-Spektrum-Erkrankungen, kurz NMOSD und MOGAD, um eigenständige Krankheiten handelt, die eigene Therapien erfordern und manchmal sogar negativ auf MS-Medikamente reagieren. Früher hielt man sie für Multiple Sklerose, und MS-Therapien linderten die Krankheitsaktivität fast nie.

Wie werden B-Zell-Depletionen - Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi) in den Immuntherapien eingeordnet?

Für die vorbeugende, d. h. verlaufsmodifizierende Therapie der Multiplen Sklerose gibt es derzeit drei verschiedene Therapieansätze. Am unspezifischsten ist die Immunmodulation. Die Migrationshemmung wirkt bereits zielgerichtet. Und die spezifischste ist die Depletion von Immunzellen, zu der die Depletion von B-Zellen gehört – Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi). Die Therapien sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt:

  1. Immunmodulation – die Therapien schwächen das Immunsystem. Sie wirken sehr breit über verschiedene Faktoren (z.B. auf Th1/T17 – Th2/Treg, Antigenpräsentation) sowie auf verschiedene Signalwege und möglicherweise über andere Mechanismen: Sie versuchen, das Milieu von entzündlich auf nicht-entzündlich zu verschieben:
    • Dimethylfumarat (Tecfidera und Generika) & Diroximel-Fumarat (Vumerity),
    • Glatirameracetat (Copaxone und Generika),
    • Interferon-beta: Interferon beta-1a (Avonex, Rebif), Interferon beta-1b (Betaferon, Extavia), Peginterferon beta-1a (Plegridy)
    • Teriflunomid (Aubagio)
  2. Migrationshemmung – die Wanderung bestimmter Immunzellen wird gehemmt:
    • Natalizumab (Tysabri, Tyruko)
    • S1P-Modulatoren: Fingolimod (Gilenya), Ozanimod (Zeposia), Ponesimod (Ponvory), Siponimod (Mayzent)
  3. Zelldepletion – sich entwickelnde Immunzellen sterben ab
    • Verminderung von T-Zellen, B-Zellen, NK-Zellen und Monozyten: Alemtuzumab (Lemtrada, Campath)
    • T- und B-Zell-Depletion: Cladribin (Mavenclad, Leustatin, Litak)
    • B-Zell-Depletion: Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi)

Wofür sind B-Zell-Depletionen - Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi) zugelassen?

Ocrelizumab (Ocrevus)

Ocrelizumab ist für die Behandlung aktiver Formen von RRMS und früher primär progredienter MS (PPMS) zugelassen. Das Kompetenznetzwerk Multiple Sklerose (KKNMS) empfiehlt den Einsatz bei Patienten, die bereits andere Immuntherapien erhalten haben, aber auch bei therapienaiven Patienten. Es ist wichtig, die Krankheitsaktivität durch Schübe oder in der Bildgebung durch MRT nachzuweisen. Die Krankheitsaktivität muss innerhalb der letzten zwei Jahre aufgetreten sein.

In der ORATORIO-Studie wurden PPMS-Patienten im Alter von 18 bis 55 Jahren mit einem EDSS von 3,0 bis 6,5 und einer Krankheitsdauer von weniger als 10 Jahren (EDSS ≤ 5,0 beim Screening) oder weniger als 15 Jahren (EDSS > 5,0 beim Screening) untersucht und ein Nutzen festgestellt.

Bei PPMS-Patienten über 56 Jahren mit höherem EDSS und/oder längerer Krankheitsdauer muss eine strenge Risiko-Nutzen-Bewertung durchgeführt werden. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit wurden in der OPPORTUNITY-Studie nachgewiesen.

Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri)

Ofatumumab ist für die Behandlung von aktiver schubförmiger MS bei Erwachsenen zugelassen. Voraussetzung sind klinische Schübe oder das Vorhandensein von mindestens einer Gadolinium-anreichernden Läsion im MRT.

Rituximab (Mabthera, Rituxan)

Rituximab ist nicht offiziell für Multiple Sklerose zugelassen, wird aber off-label eingesetzt und ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper gegen CD20.

Ublituximab (Briumvi)

Ublituximab ist für die Behandlung aktiver schubförmiger MS bei Erwachsenen zugelassen. Voraussetzung sind klinische Schübe oder das Vorhandensein einer durch MRT nachgewiesenen Entzündungsaktivität.

Vor Beginn einer B-Zell-Depletion sollte eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden.

Wie sieht die Situation für spezielle Patientengruppen aus?

Kinder und Teenager

Die Neos-Studie vergleicht derzeit Ofatumumab mit Siponimod und Fingolimod in einer doppelblinden Dreifach-Pseudo-Behandlung mit 1:1:1-Randomisierung.

Das heißt, eine gleiche Anzahl minderjähriger MS-Patienten wird nach dem Zufallsprinzip einer der Gruppen zugewiesen und erhält alle drei Medikamente, wobei immer zwei von ihnen ein Placebo und nur eines ein wirksames Medikament ist, mit dem Ziel, letztlich 40 Minderjährige pro Medikament zu haben, um dann die Daten vergleichen zu können. Ziel ist es, schneller wirksame Medikamente für Kinder und Jugendliche zuzulassen, die häufig von stark entzündlicher MS betroffen sind.

Teilnehmen können Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren, die ab September 2024 in die Studie aufgenommen werden können. 13 Länder nehmen an der Studie teil.

Schwangerschaft und Stillen: Empfehlung der europäischen (EMA) und amerikanischen Zulassungsbehörden (FDA)

Frauen mit Kinderwunsch oder im gebärfähigen Alter sollten während der Anti-CD20-Therapie zuverlässig verhüten. Wenn du Rituximab (MabThera®, Truxima®, Rixathon®) oder Ocrelizumab (Ocrevus®) erhältst, solltest du für 12 Monate nach der letzten Behandlung weiter verhüten. Bei Ofatumumab (Kesimpta®) sollte dies für mindestens 6 Monate der Fall sein. In den USA ist eine 6-monatige Verhütung für Rituximab und Ocrelizumab ausreichend.

Stillen wird nur nach sorgfältiger Abwägung unter Ocrelizumab und Rituximab empfohlen. Nach der Geburt wird empfohlen, während der ersten Tage mit Ofatumumab nicht zu stillen. Danach ist das Stillen möglich, insbesondere wenn die Behandlung bis zum Ende der Schwangerschaft fortgesetzt wurde.

Empfehlung des DMSKW (Deutschsprachiges MS- Kinderwunschregister)

Empfehlung aufgrund der aktuellen Datenlage und der Erfahrungen des DMSKW:

Es gibt immer mehr Berichte über Frauen, die kurz nach der Behandlung mit Anti-CD20-Antikörpern schwanger wurden, ohne dass ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, Missbildungen oder Totgeburten bestand. Daher werden die Empfehlungen für Frauen, die mit Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri) und Rituximab (Mabthera, Rituxan) behandelt werden, gelockert.

Rituximab und Ocrelizumab werden nach 4-5 Monaten vollständig aus dem Körper ausgeschieden, Ofatumumab nach 2-3 Monaten.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Antikörper während des ersten Schwangerschaftsdrittels auf das Kind übertragen werden. Nach ärztlicher Beratung kann eine Schwangerschaft bereits im nächsten Zyklus nach der letzten Dosis von Rituximab oder Ocrelizumab geplant werden. Ofatumumab kann weiterhin injiziert werden, bis der Schwangerschaftstest positiv ist, und dann pausiert werden.

In seltenen Fällen kann die Anti-CD20-Therapie während der Schwangerschaft fortgesetzt werden; in diesem Fall sollte das Blut des Neugeborenen untersucht werden. Bei Anomalien müssen die Blutwerte weiter überwacht und die Impfungen möglicherweise verschoben werden.

Das Stillen ist während einer Anti-CD20-Therapie nicht generell ausgeschlossen. Das Stillen sollte in den ersten Tagen nach der Geburt vermieden werden, wenn Ofatumumab angewendet wird, ist aber ansonsten möglich. Wenn Ofatumumab bis zum Ende der Schwangerschaft angewendet wurde, ist das Stillen unmittelbar nach der Geburt erlaubt. Für Ublituximab (Briumvi) liegen keine ausreichenden Daten vor, da es erst kürzlich zugelassen wurde.

Wer sollte Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi) vermeiden?

Anti-CD20-Therapien sollten nicht angewendet werden, wenn du allergisch gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Medikaments bist oder wenn du derzeit eine schwere Infektion hast.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen sind erforderlich bei:

  • chronischen Infektionen wie HIV oder Hepatitis B/C, da die Therapie das Immunsystem schwächen könnte.
  • Menschen, die anfällig für Infektionen sind, wie häufige Blasenentzündungen oder Lungeninfektionen.
  • Menschen mit einem schwachen Immunsystem, z. B. aufgrund von Krebs oder anderen Krankheiten, die das Immunsystem beeinträchtigen.
  • Frühere Krebserkrankungen – in diesem Fall sollte die Behandlung mit dem Onkologen besprochen werden.
  • Schwangerschaft oder Stillzeit: Wenn du vor der Schwangerschaft häufig MS-Schübe hattest, kann die Therapie während der Stillzeit wieder aufgenommen werden, idealerweise jedoch erst 1–2 Wochen nach der Geburt.
  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, da es keine ausreichenden Sicherheitsinformationen gibt.

Ocrelizumab: Bei Menschen mit progredienter MS seit mehr als 15 Jahren oder einem Behinderungsgrad über 6,5 sollte sorgfältig abgewogen werden, ob eine Behandlung angebracht ist.

Ofatumumab und Ublituximab: Bei Menschen über 55 Jahren oder einem Behinderungsgrad über 5,5 sind Sicherheit und Wirksamkeit nicht ausreichend untersucht. Auch hier sollte das Risiko sorgfältig gegen den Nutzen abgewogen werden.

Wie wirken Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan) und Ublituximab (Briumvi)?

Diese Therapien wirken sich auch auf bestimmte B-Zellen und andere Immunzellen aus:

  • Sie reduzieren bestimmte B-Zellen (CD20-dim B-Zellen) und halbieren die Anzahl der B-Zellen in der Rückenmarksflüssigkeit.
  • Sie reduzieren entzündungsfördernde Substanzen (IFN-y, IL-17) und verlangsamen das Wachstum von B-Zellen.
  • Sie reduzieren entzündungsfördernde Proteine (IL-12, IL-6) und erhöhen ein entzündungshemmendes Protein (IL-10).

Rituximab

Ein zu 65 % menschlicher Antikörper, der über ein spezielles Protein des Immunsystems (Komplement) hilft, Zellen zu zerstören. Er gehört zur ersten Generation solcher Therapien.

Ocrelizumab

Fast vollständig menschlich (über 90 %), zerstört Zellen durch Aktivierung von Immunzellen. Es handelt sich um eine fortgeschrittene Therapie und gehört zur zweiten Generation.

Ofatumumab

Vollständig menschlich und wirkt ebenfalls über das Komplementsystem. Es gehört zur dritten Generation.

Ublituximab

Ein Antikörper der dritten Generation, der ähnlich wie Ocrelizumab durch Aktivierung von Immunzellen wirkt.

Wie wird es eingenommen?

Ocrelizumab (Ocrevus)

Ocrelizumab wird als Infusion in einer Dosis von 600 mg verabreicht. Zunächst erhält man zwei Dosen von je 300 mg im Abstand von 14 Tagen. Danach erhält man alle sechs Monate eine 600-mg-Dosis als Infusion. Die Menge des Medikaments bleibt unabhängig von Gewicht, Geschlecht oder Herkunft gleich.

Ocrevus kann jetzt auch subkutan verabreicht werden. Das bedeutet, dass Ocrevus von einem Arzt oder medizinischem Fachpersonal als Injektion in die Bauchdecke verabreicht wird. Die Injektion dauert etwa 10 Minuten. Es wird darauf geachtet, dass die Injektion nur in gesunde Hautbereiche erfolgt. Nach der ersten Injektion wirst du mindestens eine Stunde lang überwacht, um mögliche Nebenwirkungen zu erkennen. Wenn Reaktionen auftreten, kann die Injektion abgebrochen werden.

Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri)

Ofatumumab (Kesimpta®) wird durch Injektion mit einer Fertigspritze oder einem Pen verabreicht. Jede Spritze oder jeder Pen enthält 20 mg des Wirkstoffs in 0,4 ml Lösung. Die empfohlene Dosis beträgt 20 mg, wobei die ersten drei Injektionen in den Wochen 0, 1 und 2 (jeweils im Abstand von 7 Tagen) gegeben werden. Ab der 4. Woche wird die Injektion einmal im Monat verabreicht.
Du kannst dir die Injektion unter die Haut (subkutan) spritzen. Geeignete Stellen dafür sind der Bauch, die Oberschenkel oder die Außenseiten der Oberarme.

Rituximab (Mabthera, Rituxan)

Die Patienten werden alle 6-12 Monate mit 500 oder 1.000 mg Rituximab intravenös behandelt.

Ublituximab (Briumvi)

  • Verabreichung: Ublituximab wird als Infusion in verdünnter Kochsalzlösung verabreicht.
  • Vorbereitende Medikation: Vor der Infusion erhält man Medikamente (Kortison, Antihistaminikum, eventuell Paracetamol), um Nebenwirkungen zu vermeiden.
  • Zeitplan der Infusionen:
    • Erste Infusion: 150 mg über etwa 4 Stunden, dann 1 Stunde Beobachtung.
    • Zweite Infusion: 450 mg nach 2 Wochen, Dauer ca. 1 Stunde, plus 1 Stunde Beobachtung.
    • Weitere Infusionen: Alle 6 Monate, gleicher Ablauf wie bei der zweiten Infusion.
  •  

Wie wirksam sind Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi)?

Ocrelizumab

Die Behandlung reduzierte die Anzahl aktiver MS-Läsionen im Vergleich zu Placebo um 89 %. Die Wirkung zeigt sich zwischen 4 und 8 Wochen nach der ersten Dosis. Über einen Zeitraum von 24 Wochen reduzierte Ocrelizumab das Risiko von Schüben um 80 %.

Bei PPMS verlangsamte es die Behinderung im Vergleich zu Placebo um 25 %.

OPERA I & II-Studien (bei schubförmiger MS):

  • Ocrelizumab reduzierte die Schübe im Vergleich zu Interferon beta-1a um 46–47 %.
  • Es reduzierte auch das Fortschreiten der Behinderung um 40 %.
  • MRT-Scans zeigten eine 94–95 %ige Reduktion neuer aktiver Läsionen im Vergleich zu Interferon beta-1a.
  • Der Verlust des Gehirnvolumens verlangsamte sich um etwa 23 %.

Mit anderen Worten: Man kann auch 100 Patienten betrachten. 67 dieser Patienten bleiben auch unter Interferon-beta schubfrei. In der Ocrelizumab-Gruppe blieben weitere 13 Patienten schubfrei. Betrachtet man dieselben 100 Patienten, so blieben 82 während des Zeitraums der klinischen Studie auf demselben Behinderungsgrad, gemessen anhand der EDSS (Expanded Disability Status Scale), einschließlich der Interferon-beta-Gruppe. Bei sieben Personen in der Interferon-Beta-Gruppe verschlechterte sich der Zustand, während er bei Ocrelizumab stabil blieb.

Ofatumumab

MIRROR-Studie mit schubförmiger MS (RRMS) im Vergleich zu Placebo:

  • Neue Läsionen: 99,8 % weniger neue aktive Hirnläsionen zwischen Woche 8 und 24.
  • Dosierungen: Alle getesteten Dosierungen (100, 300 und 700 mg) waren gleichermaßen wirksam.

ASCLEPIOS I und II (Phase III) Studien zum Vergleich von Ofatumumab (OFA) mit Teriflunomid:

  • Die Schubreduktion betrug 50,5 % bzw. 58,5 %.
  • Die bestätigte Zunahme der Behinderung wurde innerhalb von 3 Monaten um 34,4 % und innerhalb von 6 Monaten um 32,5 % reduziert.
  • Bei 35,2 % der Patienten wurde nach 6 Monaten sogar eine Verbesserung, d. h. eine Verringerung ihrer Behinderung, festgestellt.
  • Es gab 93,8 % bzw. 97,5 % weniger neue aktive Läsionen und 82 % bzw. 84,5 % weniger neue oder sich vergrößernde Läsionen.

Rituximab

Studie zu schubförmiger MS: In einer Studie mit 104 Patienten über 48 Wochen wurde Rituximab mit einem Placebo verglichen. Das Hauptziel war die Reduzierung der Anzahl aktiver MS-Läsionen im Gehirn. Ergebnis: 91 % weniger aktive Läsionen.

Studie zu primär progredienter MS (OLYMPUS): 439 Patienten wurden im Verhältnis 2:1 entweder mit Rituximab oder einem Placebo behandelt.

  • Primäres Ziel: Untersucht wurde die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (über 96 Wochen) – es gab einen Unterschied, aber keinen signifikanten.
  • Weitere Ziele: Veränderung der Anzahl der Läsionen (Schäden im Gehirn) über 96 Wochen – dieses Ziel wurde erreicht.

Ublituximab

  • Es reduziert Schübe bei schubförmig remittierender MS um etwa 45 % im Vergleich zu Teriflunomid, aber es gab keinen Unterschied zwischen den beiden verlaufsmodifizierenden Therapien in Bezug auf das Fortschreiten der Behinderung.

Gavin Giovannoni, ein MS-Experte aus Großbritannien, hat seine MS-Selfie-Karten auf einer Skala von eins bis zehn bewertet, wobei eins für geringe Wirksamkeit und zehn für maximale Wirksamkeit steht. Seiner Einschätzung nach erreichen Ocrelizumab, Rituximab und Ublituximab bei der Vorbeugung von Schüben eine Bewertung von sieben, Ofatumumab sogar eine von neun. Bei der Vorbeugung von Langzeitbehinderungen erreichen Ocrelizumab, Ofatumumab und Rituximab eine Bewertung von acht, während Ublituximab nur eine Bewertung von vier erreicht.

MS selfie card for Ocrelizumab, trade name: Ocrevus by Prof. Dr. Gavin Giovannoni, London, UK

Risiken und Nebenwirkungen von Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan), Ublituximab (Briumvi)

Typische Nebenwirkungen von Therapien, die die B-Zellen dezimieren, sind:

  • Reaktionen während der Infusion, wie Juckreiz, Hautausschlag oder Atemprobleme sowie
  • systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber, Muskelschmerzen (Myalgie), Schüttelfrost und Müdigkeit, die hauptsächlich bei den ersten paar Dosen auftreten.
  • sowie Infektionen. Infektionen der oberen Atemwege und der Harnwege sollten überwacht werden. Dieses Risiko ist bei bereits stärker behinderten Patienten höher.
  • Auch der Spiegel des Immunglobulins M (ein Protein, das an der Immunabwehr beteiligt ist) kann im Blut sinken.

Sicherheitsvorkehrungen – Laborparameter

Klinisch-neurologische Untersuchung

Klinisch-neurologische Untersuchungen müssen vierteljährlich durchgeführt werden.

Grundlegendes Laborprogramm

  • Routinemäßige Laborparameter: Blutbild plus Differentialblutbild müssen alle drei Monate überprüft werden, einschließlich der Bestimmung von CD19+- und/oder CD20+-B-Zellen. Zusätzlich werden halbjährlich die Immunglobuline (wichtige Antikörper im Blut) gemessen, insbesondere IgG.

Sinkt der IgG-Spiegel, kann dies zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. In diesem Fall entscheidet der Arzt über die Fortsetzung der Behandlung. Bei häufigen Infekten können zusätzliche Immunglobuline gegeben werden.

Radiologische Überwachung

Einmal im Jahr sollte eine MRT des Gehirns durchgeführt werden, um den Erfolg der Behandlung zu beurteilen und mögliche Komplikationen der Therapie zu bewerten, die für die Differentialdiagnose relevant sind. Kontrastmittel sind nur erforderlich, wenn es Anzeichen für eine Verschlechterung der Erkrankung gibt oder wenn keine standardisierte MRT-Erstuntersuchung vorliegt.

Impfungen

Der Impferfolg kann durch B-Zell-depletierende Therapien wie Ocrelizumab (Ocrevus), Ofatumumab (Kesimpta, Bonspri), Rituximab (Mabthera, Rituxan) und Ublituximab (Briumvi) beeinträchtigt werden. Daher sollten alle wichtigen Impfungen 2 bis 4 Wochen vor Beginn der Behandlung aufgefrischt oder abgeschlossen werden. Bei Bedarf kann der Impferfolg durch eine Blutuntersuchung überprüft werden. Lebendimpfstoffe (wie einige Reiseimpfstoffe) sollten während der Behandlung mit diesen Medikamenten vermieden werden. Auch nach Beendigung der Therapie sollten sie nur in besonderen Fällen und erst nach vollständiger Erholung der B-Zellen verabreicht werden.

Eine Impfung gegen Herpes Zoster, der zu Gürtelrose führt, wird für Patienten mit Immuntherapie ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen. In diesem Fall wird eine Impfung mit dem inaktivierten Impfstoff Shingrix empfohlen.

Quellen

Für die Erstellung des Inhalts habe ich folgende Quellen verwendet:

Schlussbemerkung

Bitte denke daran, dass es kein Medikament gibt, das allen hilft, sondern dass immer abgewogen werden muss, was für eine bestimmte Person am besten geeignet ist. Auch andere Krankheiten, persönliche Ziele und Vorlieben müssen berücksichtigt werden. Deine Neurologin oder dein Neurologe und die MS-Schwester sind die richtigen Ansprechpartner und können individuelle Empfehlungen aussprechen. Dieser Beitrag dient nur zu Informationszwecken und stellt keine Empfehlung dar. Was der einen Person hilft, muss der anderen nicht helfen.

Ich hoffe, dass du gemeinsam mit deinem Neurologen und deiner MS-Schwester schnell die richtige Immuntherapie für dich findest. Und dass du mit MS ein erfülltes, glückliches und selbstbestimmtes Leben führen kannst, unterstützt durch einen gesunden Lebensstil und eine Portion Glück.

* Dieser Text enthält Affiliatelinks. Das bedeutet, dass ich eine kleine Vergütung bekomme, wenn du das von mir empfohlene Produkt über den Link erwirbst. Für dich ändert sich dadurch nichts am Kaufpreis. Und mir hilft es dabei, die Kosten für den Blog zu tragen und neue Beiträge zu schreiben.

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Nele von Horsten

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