In diesem Interview spreche ich mit Dr. Thomas Grüter über Impfungen bei Multipler Sklerose. Dr. Grüter ist Teil des VAC-MAC Teams, die Informationen für chronisch Kranke zum Thema bereitstellen. Impfungen bieten Schutz vor teils nur schlecht zu behandelnden Erkrankungen. Wir schauen uns an, welche Impfungen für dich besonders wichtig sind, welche Mythen kursieren und wie du trotz Immuntherapie den bestmöglichen Schutz aufbauen kannst. Nimm die Tipps und Informationen mit, um bewusste Entscheidungen für Dich treffen zu können.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Podcast zu laden.
Inhaltsverzeichnis
Vorstellung – Wer ist Dr. Thomas Grüter?
Nele von Horsten: Hallo Herr Dr. Grüter, ich freue mich sehr, dass Sie heute mein Gast sind. Könnten Sie sich bitte unseren Hörerinnen und Hörern vorstellen?
Dr. Thomas Grüter: Mein Name ist Dr. Thomas Grüter, ich bin Neurologe und am St. Josef-Hospital in Bochum tätig. Neben meiner klinischen Arbeit engagiere ich mich im Bereich der Forschung und Aufklärung, insbesondere bei Themen wie Multiple Sklerose (MS) und Autoimmunerkrankungen.
Persönliche Motivation für Beruf?
Nele von Horsten: Warum haben Sie sich für die Neurologie entschieden?
Dr. Thomas Grüter: Ich habe mich schon früh für das Nervensystem interessiert, besonders für die Komplexität und die Herausforderungen, die mit neurologischen Erkrankungen einhergehen. Mein Ziel ist es, Patienten nicht nur klinisch, sondern auch durch fundierte Aufklärung zu unterstützen.
Projekt VAC-MAC: Impfaufklärung für MS, Arthritis und Colitis
Wie entstand die Idee zu VAC-MAC, und was verbindet MS, Arthritis und Colitis?
Dr. Thomas Grüter: Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, Patienten mit Autoimmunerkrankungen über die Vorteile von Impfungen aufzuklären. MS, Arthritis und Colitis teilen den Aspekt, dass das Immunsystem fehlgeleitet ist. Gleichzeitig sind diese Patienten anfälliger für Infektionen, besonders wenn sie immunsuppressive Therapien erhalten.
Welche Gerüchte kursieren über Impfungen und Autoimmunerkrankungen? Gibt es dafür wissenschaftliche Belege?
Dr. Thomas Grüter: Es gibt Behauptungen, Impfungen könnten Autoimmunerkrankungen auslösen, aber wissenschaftlich ist das nicht haltbar. Studien zeigen keinen kausalen Zusammenhang. Was oft passiert, ist ein zeitlicher Zufall: Eine Erkrankung wird kurz nach einer Impfung diagnostiziert, was leicht zur falschen Annahme führt, die Impfung sei die Ursache.
Warum Impfungen bei Autoimmunerkrankungen wie MS besonders wichtig sind?
Dr. Thomas Grüter: Autoimmunerkrankungen wie MS und die damit verbundenen Therapien können das Immunsystem schwächen. Infektionen wie Grippe oder Lungenentzündungen können schwerer verlaufen und Schübe auslösen. Impfungen bieten einen Schutz und senken dieses Risiko deutlich.
Auswirkungen von Impfungen auf MS-Patienten und Interaktion mit Therapien
Welchen Einfluss hat eine durchlebte Infektion ohne Impfschutz auf MS
Dr. Thomas Grüter: Infektionen ohne Schutz können schwerer verlaufen, zu Krankenhausaufenthalten führen und MS-Schübe auslösen, die bleibende Schäden verursachen können. Deshalb ist die Prävention durch Impfungen entscheidend.
Was unterscheidet Tot- von Lebendimpfstoffen, und wann machen Lebendimpfstoffe Sinn?
Dr. Thomas Grüter: Totimpfstoffe enthalten nur Teile des Erregers, während Lebendimpfstoffe abgeschwächte, aber lebende Erreger enthalten. Lebendimpfstoffe sind effektiver, werden aber selten verwendet, insbesondere nicht bei immunsupprimierten Patienten, da sie Infektionen auslösen könnten.
Wie beeinflussen MS-Therapien den Impfschutz?
Dr. Thomas Grüter: Therapien wie Ocrevus oder Kesimpta, die B-Zellen hemmen, können die Wirksamkeit von Impfungen reduzieren. Trotzdem bleibt die Impfung sinnvoll, da sie sowohl die zelluläre als auch die humorale Immunantwort aktiviert.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für Impfungen?
Dr. Thomas Grüter: Optimal ist vor Beginn einer MS-Therapie. Ist dies nicht möglich, sollte während stabiler Phasen oder in Therapieintervallen geimpft werden, z. B. 3–5 Monate nach einer Infusionstherapie.
Konkrete Impfempfehlungen für MS-Patienten
Welche Impfungen sollten Menschen mit MS nutzen und in welchen Abständen müssen diese aufgefrischt werden?
Dr. Thomas Grüter: MS-Patienten sollten alle Standardimpfungen wie Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Grippe erhalten. Pneumokokken- und Herpes-Zoster-Impfungen sind ebenfalls wichtig, oft früher als bei der allgemeinen Bevölkerung.
Wie lauten die Impfempfehlungen für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende?
Dr. Thomas Grüter: Für Frauen mit Kinderwunsch empfiehlt sich eine umfassende Impfplanung vor der Schwangerschaft. Während der Schwangerschaft sind insbesondere Keuchhusten- und Grippeimpfungen wichtig.
Verabschiedung und Hinweise
Wo kann man weitere Informationen zum Projekt VAC-MAC finden?
Dr. Thomas Grüter: Die Webseite www.vac-mac.de bietet kompakte Informationen und praktische Materialien wie einen Impfbrief, der Patienten und Ärzten als Leitfaden dient.
Möchten Sie den Hörerinnen und Hörern noch etwas mitgeben?
Dr. Thomas Grüter: Lassen Sie sich nicht von Mythen abschrecken. Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der Medizin und ein effektiver Schutz vor schweren Krankheiten.
Nele von Horsten: Vielen Dank, Herr Dr. Grüter, für Ihre Zeit und die wichtigen Informationen.
Dr. Thomas Grüter: Vielen Dank für die Einladung!
Bis bald und mach das Beste aus Deinem Leben,
Nele
Mehr Informationen und positive Gedanken erhältst Du in meinem kostenlosen Newsletter.
Hier findest Du eine Übersicht zu allen bisherigen Podcastfolgen.
* Dieser Text enthält Affiliatelinks. Das bedeutet, dass ich eine kleine Vergütung bekomme, wenn du das von mir empfohlene Produkt über den Link erwirbst. Für dich ändert sich dadurch nichts am Kaufpreis. Und mir hilft es dabei, die Kosten für den Blog zu tragen und neue Beiträge zu schreiben.