#290: Online Rauchentwöhnungsprogramm für MS-PatientInnen mit Alex Maximilian Keller

Es gibt Projekte, die mir besonders am Herzen liegen – und dazu gehört das online  Rauchentwöhnungsprogramm für Menschen mit Multipler Sklerose, dass das UKE in Hamburg aufgelegt hat.

Warum mir dieses Programm so wichtig ist? Weil es speziell für Menschen mit MS entwickelt wurde, die oft mit zusätzlichen Hürden kämpfen. Rauchen beeinflusst nicht nur deine allgemeine Gesundheit, sondern verschlechtert auch den Verlauf und kann die Behandlung der MS in ihrer Wirksamkeit reduzieren. Nutze die Chance, die sich Dir durch das Programm bietet und starte den Weg in ein rauchfreies Leben. Gemeinsam mit anderen fällt es Dir hoffentlich leichter, wirklich aufzuhören und nikotinfrei zu bleiben.

Hör gleich rein, erfahre mehr über die Vorteile, die der Rauchstopp mit sich bringt und beginne mit dem ersten Schritt in ein gesünderes, besseres Leben. Du verdienst dieses gesündere Leben.

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Inhaltsverzeichnis

Vorstellung – Wer ist Alex Maximilian Keller?

Mein Name ist Alex Maximilian Keller und ich bin Gesundheitswissenschaftlicher, bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Seit zwei Jahren bin ich Teil eines tollen wissenschaftlichen Teams, welches sich hauptsächlich mit Lebensstil bei Multipler Sklerose beschäftig. Das Thema, mit welchem ich mich hauptsächlich beschäftige ist das Rauchen.

Persönliche Motivation für Beruf?

Ich habe, während ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, gemerkt, dass mir das wissenschaftliche Arbeiten gefällt und ich daher in die Wissenschaft bzw. die Forschung gehen möchte.

Für mich sind Forschende heute das, was früher die Entdecker und Seefahrer waren. Nur das wir keine neuen Länder, sondern neues Wissen aufdecken und es noch einen großen unbekannten Ozean gibt, wo es noch viel zu entdecken gibt. Leider ist es auch bei der Multiplen Sklerose so, dass wir vieles noch nicht wissen. Ich freue mich, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag dazu leisten kann, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und neues „Land“ zu entdecken.

Rauchen und Multiple Sklerose

Warum ist Rauchen speziell für MS-Patienten schädlich und wie wirkt ich der Konsum auf den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit von Immuntherapien aus?

Während man niemanden mehr erzählen muss, dass Rauchen schädlich für die Gesundheit ist, besteht bei MS-Betroffenen eine besondere Dringlichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören. Raucher:innen mit MS haben im Vergleich zu Nichtraucher:innen ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit schneller fortschreitet. Außerdem erreichen Raucher:innen im Schnitt acht Jahre früher das progressive Stadium der Erkrankung. Studien zeigen außerdem, dass MS-Medikamente, wie Natalizumab oder Interferon-Beta eine geringere Wirksamkeit bei Raucher:innen aufweisen. Zusätzlich kommen noch die allgemeinen Nachteile des Rauchens hinzu: Eine tendenziell geringere Lebensqualität, sowie erhöhte Risiken für bspw. Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die negativen Effekte des Rauchens gelten im Übrigen ebenso für das Passiv-Rauchen.

Vorteile der Rauchentwöhnung

Welche Vorteile hat es für MS-Patienten, mit dem Rauchen aufzuhören?

Bei all den Nachteilen, ist es wichtig nicht aus den Augen zu verlieren, dass es sich jederzeit lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein Rauchstopp sinkt das Risiko einer schnelleren Krankheitsprogression. Einige Jahre nach dem Rauchstopp unterscheiden sich ehemalige Raucher:innen bezüglich dieses Risikos kaum noch von Nicht-Raucher:innen. Hinzu kommt ein allgemein besseres Wohlbefinden durch verbesserte körperliche und mentale Gesundheit. Von den Vorteilen eines Rauchstopps kann jeder profitieren, unabhängig vom Alter oder vom Krankheitsstadium.

Ablauf des Rauchentwhnungsprogramm

Wie genau läuft das Rauchentwöhnungsprogramm ab?

Da Menschen mit MS wegen ihrer Erkrankung nochmal anderen Barrieren ausgesetzt sind als Menschen ohne MS, haben wir ein MS-spezifisches Raucherentwöhnungsprogramm entwickelt, welches diese Barrieren gezielt anspricht und Betroffene bestmöglich bei ihrem Rauchstopp unterstützt. Unser Programm besteht aus fünf Online-Gruppentreffen, in Gruppen von bis zu 10 Personen, die von Rauchfrei-Trainerinnen geleitet werden. In den ersten drei Treffen werden die Teilnehmenden auf den Rauchstopp vorbereitet. Während des dritten Treffens soll dann die letzte Zigarette geraucht werden. Und die abschließenden Treffen dienen dazu, die neu gewonnenen Abstinenz zu stabilisieren. Dabei werden immer wieder MS-spezifische Aspekte angesprochen.

Welche Methoden oder Ansätze werden im Programm verwendet?

Das Programm basiert auf dem Rauchfrei-Programm, welches vom Institut für Therapieforschung in München entwickelt und evaluiert wurde. Die MS-spezifischen Inhalte haben wir in dieses bestehende Programm integriert und entsprechend angepasst. Dabei nutzen wir Elemente der Aufklärung (über die Effekte des (Nicht-)Rauchens auf die MS), und der kognitiven Verhaltenstherapie, sowie motivationale Aspekte, um die Teilnehmenden bestmöglich auf den Rauchstopp vorzubereiten und sie in die Lage zu versetzen, diesen auch langfristig durchzuführen.

Warum habt ihr euch für Gruppensitzungen entschieden?

Um das Programm zu entwickeln, haben wir im Vorfeld Interviews mit MS-Betroffenen geführt, und gefragt, welche Art von Unterstützung sie sich für einen Rauchstopp wünschen können. Ein Punkt, den wir im Rahmen dieser Interviews häufiger gehört haben, war der, dass der Wunsch bestand die Möglichkeit zu haben, mit anderen Betroffenen in den Austausch zu treten. Unsere Gruppensitzungen ermöglichen genau das und wir glauben auch fest daran, dass es den Teilnehmenden hilft, sich über den Prozess des Rauchstopps auszutauschen und zu erzählen, was gut oder was vielleicht weniger gut funktioniert hat.

Wie funktioniert der Austausch in einer Online-Gruppe, und wie werden Teilnehmer unterstützt?

Unsere Rauchfrei-Trainer:innen planen  in den Gruppensitzungen explizit Zeit ein, um den Austausch in der Gruppe zu fördern. Niemand wird gezwungen etwas zu sagen, aber die aktive Teilnahme wird natürlich unterstützt und gewertschätzt.

Kosten und Zugänglichkeit zum Rauchentwöhnungsprogramm

Was kostet die Teilnahme am Rauchentwöhnungsprogramm und welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um mitmachen zu können?

Die Teilnahme am Kurs und der Studie ist völlig kostenfrei. Die formalen Anforderungen sind, dass eine gesicherte MS-Diagnose vorliegen muss, man muss mindestens 18 Jahre alt sein und aktive/r Raucher:in sein.

Wie meldet man sich an, und gibt es bestimmte Voraussetzungen für die Teilnahme?

Unterstützung und Materialien

Können Teilnehmer während des Rauchentwöhnungsprogramms Fragen stellen und individuelle Beratung erhalten?

Wir haben ganz explizit Zeit während der Gruppentreffen eingeplant, in denen Teilnehmende die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen. Unsere Rauchfrei-Trainer:innen sind allerdings keine Äzt:innen oder Neurolog:innen, sodass keine MS-spezifischen, oder krankheitsbezogenen Fragen beantwortet werden können und dürfen. Dafür haben die Teilnehmenden aber jederzeit die Möglichkeit, dass Studien-Team per Mail zu kontaktieren: hier können auch MS-bezogene Fragen gestellt werden.

Zwischen dem dritten und dem vierten Treffen haben Teilnehmende außerdem die Möglichkeit ein persönliches Telefongespräch mit der Trainer:in in Anspruch zu nehmen. Hier bekommen sie 10-15 Minuten Zeit in einer privaten und geschützten Atmosphäre individuelle Fragen zu ihrem Rauchstopp zu stellen.

Gibt es Materialien, wie Broschüren oder Online-Ressourcen, die Teilnehmer zum Nachlesen erhalten?

Alle Teilnehmenden erhalten von uns den Zugang zu einer Online-Plattform, auf welcher alle MS-spezifischen Inhalte des Kurses hochgeladen worden sind. Hier können sich Erklärvideos nochmal angeschaut, oder Handouts gedownloadet werden. Zusätzlich erhalten alle Teilnehmenden ein Handbuch nach Hause geschickt, wo weitere Materialien begleitend zu den Treffen zu finden sind.

Langfristige Unterstützung und Motivation

Gibt es nach Abschluss des Rauchentwöhnungsprogramms Möglichkeiten zur Nachbetreuung oder weiteren Unterstützung?

Natürlich möchten wir möglichst sicherstellen, dass unsere Teilnehmenden langfristig rauchfrei bleiben. Deswegen machen wir u.a. auf weitere Ressourcen aufmerksam, die die Teilnehmenden auch nach Abschluss der Gruppentreffen nutzen können. Ein Beispiel hierfür ist das Rauchertelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 0800 8 31 31 31.

Unserer Trainer:innen geben den Teilnehmenden eine Art Werkzeugkoffer mit an die Hand. Dabei sind die Werkzeug die unterschiedlichen Methoden und Techniken die erlernt werden, um den Rauchstopp zu meistern. So haben die Teilnehmenden für hoffentlich jeden unterschiedlichen Zeitpunkt und jede unterschiedliche Situation das richtige Werkzeug, also die richtige Technik an der Hand, mit der sie den Rauchstopp auch längerfristig und auch nach den Online-Treffen erfolgreich bewerkstelligen können.

Was sind typische Herausforderungen während der Rauchentwöhnung, und wie wird darauf im Programm eingegangen?

Wenn man mit dem Rauchen aufhört, hat man plötzlich ganz viel Zeit gewonnen. Also die Zeit, in der man vorher sonst zur Zigarette gegriffen hat. Eine typische Herausforderung ist es, dass man diese gewonnene Zeit mit einem neuen Verhalten füllen muss, da es genau diese Momente sind, wo der Drang nach einer Zigarette besonders groß sein kann. Das ausgleichende Verhalten kann dabei ganz unterschiedlich sein: Sport treiben, was lesen, oder einfach einen Flummi in die Hand nehmen und diesen ein wenig durch die Gegend werfen. Das entscheidende ist, dass man sich im Vorfeld zum Rauchstopp schon Gedanken macht und plant, wie man die rauchfreie, gewonnene Zeit am besten Nutzen möchte.

Verabschiedung

Gibt es noch etwas, das du den MS-Patienten über euer Rauchentwöhnungsprogramm mit auf den Weg geben möchten?

Auch wenn wir der Meinung sind, dass wir ein Programm entwickelt haben, welches MS-Betroffene sehr gut dabei unterstützt, mit dem Rauchen aufzuhören, sind wir uns bewusst, dass es nicht alle Teilnehmenden schaffen werden, erfolgreich während der Zeit der Kurse mit dem Rauchen aufzuhören. Das ist völlig normal und auch völlig in Ordnung. Mein Appell wäre: Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen, und ziehen den Kurs durch, auch wenn vielleicht schon währenddessen Zweifel aufkommen, ob man es schaffen wird, oder private Angelegenheiten dazwischenkommen. Den erwähnten Werkzeugkoffer bekommen sie nämlich trotzdem mit an die Hand und sie können ihn dann wieder herausholen, wenn für sie der richtige Zeitpunkt für den Rauchstopp gekommen ist. Außerdem hat mir eine Trainerin erzählt, dass Teilnehmende, die es nicht geschafft haben, mit dem Rauchen aufzuhören, sehr dankbar über den Austausch in der Gruppe waren, da sie dennoch etwas lernen konnten und sich für den nächsten Rauchstopp-Versuch besser gewappnet gefühlt haben. Rückschläge sind normal und gehören dazu, aber der richtige Zeitpunkt kommt für jeden ganz bestimmt.

Bis bald und mach das Beste aus Deinem Leben,
Nele

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Nele von Horsten

Blogger & Patient Advocate

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