Hoffnung und Mut sind zwei wunderschöne Dinge, die ich Dir gern zum Ausklang des Jahres 2022 und zum Auftakt für 2023 mitgeben möchte. Dafür eignet sich einmal mehr die aktuelle Kolumne von Zukunftsforscher Matthias Horx, den ich in den letzten Jahren sehr zu schätzen gelernt habe.
Denn viele Entwicklungen sind positiver, als sie in der Gesellschaft wahrgenommen werden. Und ich bin ein bekennender Optimist, der daran glaubt, dass wir so ziemlich alles erreichen können, wenn wir uns Mühe geben.
Übrigens zählt die Behandlung der Multiplen Sklerose ebenfalls dazu. Seit drei Jahrzehnten werden kontinuierlich Fortschritte gemacht und es kommen ständig neue hinzu. Doch im heutigen Beitrag soll es nicht um die MS gehen, sondern um den Zustand der Welt im Kleinen und Großen.
Der nachfolgende Text stammt aus der Zukunfts-Kolumne von Matthias Horx:
www.horx.com/die-zukunfts-kolumne
Siehe auch: www.zukunftsinstitut.de.
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Inhaltsverzeichnis
Eine Zukunfts-Zu-Mutung
Liebe Zukunftsfreunde,
wie jedes Jahr möchte ich Ihnen „zwischen den Jahren“ etwas Zu-Muten. Ich möchte Ihnen MUT zusprechen (beziehungsweise zu-schreiben).
70 bis 80 Prozent der Deutschen (in anderen Ländern ist es nicht viel anders) sehen dunkel in die Zukunft. Ich weiß nicht, ob Sie dazugehören. Aber was fangen wir damit an, dass so viele Menschen überzeugt sind:
ALLES WIRD IMMER SCHLECHTER!
ALLES!
An dieser Überzeugung möchte ich ein bisschen rütteln. Ganz sanft.
Fangen wir mit einem Wahrnehmungs-Experiment an. Lesen Sie bitte diese Meldung ruhig und aufmerksam:
Nach dem internationalen Walfangverbot von 1946 (das 1986 in ein allgemeines Moratorium des Walfangs umgeformt wurde) haben sich die meisten der 80 Unterarten der weltweiten Walbestände erholt. Einige Arten wie der Buckelwal sind schon weitgehend zu ihren alten Beständen (80.000 Exemplare) zurückgekehrt. Pottwale, Minkwale, Orkas, selbst die selten geworden Blauwale vermehren sich kräftig und ziehen wieder in großen Schwärmen und Familien durch die Meere. Und sind bis auf wenige Ausnahmen (etwa Nordkaper) heute nicht mehr vom Aussterben gefährdet …
Was löst diese Meldung in Ihnen aus? Lassen Sie mich raten: Erstmal sind Sie skeptisch. Misstrauisch. Woher stammt diese Meldung? Von der Lebertran-Industrie? Schnell schauen Sie im Internet nach. Dort stoßen sie auf Geschichten über Wale, die Plastik verschlucken und daran verenden, am Ufer gestrandet sind, in Japan immer noch gejagt werden … Über die heutigen Walpopulationen gibt so gut wie keine Veröffentlichungen. Auch bei Wikipedia – nichts über die heutige Situation!
Der Punkt ist: Diese Meldung existiert nicht.
Und trotzdem ist sie wahr.
Positive Entwicklungen sind eine Leerstelle in unserer Wahr-Nehmung.
Wir können uns nicht über Erfolge freuen.
Und wenn es Erfolge gibt, erwarten wir Perfektion.
Und das ist ein gigantisches Problem.
Für die Zukunft.
Das menschliche Gehirn ist als Gefahrenmelder konstruiert. Als große Alarmglocke. Wir nehmen negative Meldungen zehnmal intensiver wahr als positive. Wir GLAUBEN auch den negativen Meldungen viel häufiger – obwohl sie viel öfter übertrieben oder sogar falsch sind.
Positive Entwicklungen sehen wir sehr oft als Verharmlosungen.
ABERISMUS und Whatsboutismus
Sie werden wahrscheinlich bemerkt haben, dass in Ihrem Hirn sofort eine Suchoperation nach dem Prinzip „ABER“ begonnen hat: WENN das mit den Walen tatsächlich stimmen SOLLTE (Sie sind ja skeptisch!), WAS ist dann mit den Korallenriffen, dem Arten- und dem Wäldersterben, der Klimakatastrophe …?
Das ist eine Variante des Whatsaboutismus. Ihr Hirn sucht nach vergleichbarem Negativem, um die grundnegative Voreinstellung aufrechtzuerhalten.
ABERISMUS ist eine Art Grund-Denkmuster. Lesen Sie einmal in einem Meinungsmedium wie dem „SPIEGEL“ nur die Überschriften und Vorspänne. In 80 Prozent geht es um Schreckliches, Gefährliches, Drohendes, Negatives. Wenn es doch einmal etwas Positives gibt, steht spätestens in der zweiten Zeile ein fettes ABER.
Wenn die Kriminalitätsrate sinkt, könnte sie ja wieder steigen.
Wenn sich die Regierung einigt, könnte sie sich ja wieder zerstreiten.
Wenn die Wirtschaft sich erholt, könnte es ja demnächst eine tiefe Rezession geben.
Wenn die Mittelschicht NICHT „auseinanderbricht“, könnte sie ja demnächst verarmen.
Nie kann etwas „für sich“ positiv sein. Jede Verbesserung erzeugt sofort die nächste Gefahr, die nächste Krise. Alles wird an einem Ideal gemessen, das kaum erreichbar ist. Das ist die Doom spiral trap. Die Abwärtsspiralenfalle.
Denken wir einmal andersherum: Wenn die internationale Gemeinschaft die Wale, diese wunderbaren Meeressäugetiere, weitgehend retten konnte –, könnte so etwas nicht auch mit anderen Herausforderungen gelingen?
Etwa mit der Erderhitzung?
Es stimmt: Die bisherigen Veränderungen reichen noch nicht aus. Aber die Menschheit hat es immerhin geschafft, sich von einem Erwärmungspfad von vier, fünf Grad zu entfernen. Jetzt geht es darum, um zwei Grad zu kämpfen. Und das zu erreichen, ist keineswegs aussichtslos.
Stellen wir uns vor, die Klimawende würde generell sogar ganz gut funktionieren. Trotz, oder gerade WEGEN des ewigen hässlichen Streits, der sich darum entfacht hat (siehe dazu diesen Text von Robinson Meyer in „The Atlantic”: The Paris Agreement Is Working … for Now).
Sofort meldet sich der negative Zwerg in uns. Also NEIN, das geht ja GAR nicht! So DARF man nicht argumentieren! Der Zwerg wird richtig wütend. Er behauptet, dass es UNVERANTWORTLICH ist, so etwas zu behaupten. Verharmlosung! Das grenzt an Klimaleugnung!
Es gibt längst so etwas wie Negativ-Tabus. Untergänge, denen nicht widersprochen werden darf.
Wir leben in einer kollektiven, medial verstärkten Negativ-Blase.
In einer apokalyptischen Arroganz.
Einem UNGLAUBEN gegenüber der Zukunft.
Der selbstherrlich ist.
Weil er die vielen Verbesserungen,
Die Segnungen und Fortschritte.
Das Engagement der Engagierten.
Abwertet. Ignoriert. Geringschätzt.
Nicht wahrnimmt und würdigt.
Wie kommen wir da raus?
Die folgenden „Trendmeldungen“ stammen zu einem großen Teil von der australischen Konstruktiv-Journalismus-Seite futurecrunch.com.
Versuchen Sie beim Lesen, Ihrem inneren Aber-Teufel und dem Negativen Zwerg einmal eine Auszeit zu gönnen.
Genießen Sie es einfach einmal – das Positive!
Lassen Sie sich positiv verblüffen!
„Pessimisten haben immer recht. Meine Befürchtung ist, dass sie dermaßen davon begeistert sind, dass sie keine Anstrengungen unternehmen, falsch zu liegen.“
Steward Brand
Good News 2022
- Zwischen den Jahren 2000 und 2020 hat der Anteil der Menschen mit Zugang zu sicherer Wasserversorgung von 3,8 auf 5,8 Milliarden zugenommen. 2 Milliarden Menschen mehr in nur 20 Jahren können heute sauberes Wasser nutzen!
World Health Organization - Der Zugang zu ELEKTRIZITÄT stieg in einem ähnlichen Zeitraum von 83 Prozent auf 91 Prozent. (Der hoffentlich vorübergehende Ausfall der Elektrizität in der Ukraine wird diesen grundlegenden Trend nicht zerstören.)
trackingsdg7.esmap.org - Der Anteil von Menschen, die mit Holz, Holzkohle, Kerosin, Dung oder gar Müll/Plastik kochen, fiel von 53 Prozent auf 36 Prozent weltweit – was heißt, dass 2,5 Milliarden Menschen MEHR jetzt elektrisch oder mit sauberen Öfen kochen.
futurecrunch.com - Die Kinderarmut in den USA ist in den letzten 25 Jahren um 59 Prozent gesunken. 1993 lag die Armutsrate noch bei eins zu vier, heute bei eins zu zehn. Die Zahlen sind zwar nur bis 2019 erhoben, die Corona-Jahre haben aber nach den ersten Schätzungen den Trend nicht wesentlich gebrochen.
www.childtrends.org - Überhaupt hat sich ein verblüffender Gegentrend zur sozialen Spaltung in den USA entwickelt: Das Ungleichheitsproblem hat sich dort zum ersten Mal in einer Generation verbessert. Die Armutsrate der USA fiel 2021 um 7, 8 Prozent. Der Wohlstand der unteren 50 Prozent verdoppelte sich in den letzten 2 Jahren. Man vermutet, dass dieser Effekt mit der neuen Arbeitsknappheit nach Corona zusammenhängt – die Löhne können steigen, und die Nachfrage nach Jobs ist größer als das Angebot.
Bloomberg - Der Anteil von Früh-Schwangerschaften ist WELTWEIT von 64 pro 1000 Mädchen im Jahr 2000 auf 42 gesunken. Und zwar in ALLEN Regionen der Welt (mit geringen lokalen Ausnahmen).
www.who.int - Korallenriffe können sich in einem erstaunlichen Ausmaß selbst regenerieren. Im Jahr 2015 fegte einer der drei schlimmsten je beobachteten El Nino-Ströme über die Korallenriffe der pazifischen Insellinien und zerstörte die Hälfte von ihnen. Sechs Jahre später blühten die Korallenriffe dort wieder, mit mehr als 43 Millionen Kolonien pro Quadratkilometer.
National Geographic - Maßnahmen zur Vermeidung von Nahrungsmittelverschwendung fangen an zu greifen. In London beginnen Händler, keine Ablaufdaten mehr auf Packungen zu drucken. In Kalifornien und Frankreich wird unverkäufliche Ware zu bestimmten Zeitpunkten von den Supermärkten ausgegeben. Und Südkoreas konsequentes Recycling/Kompostierungsprogramm wirkt: Im letzten Jahrzehnt sankt der Food waste von 3400 auf 2800 Tonnen pro Tag.
New York Times - In Schottland, einst ein einziger dichter Wald, entwickelt sich ein äußerst spektakulärer Wiederaufforstungs-Trend. Einerseits wird er von ausländischen „Green Lairds“ (Grünen Landlords) getrieben, die große Mengen von Land aufkaufen und aufforsten. Unter ihnen auch reiche Amerikaner, die oft Widerstand von Jägern und Naturschützern erleben, die den „natürlichen“ Zustand des Landes schützen wollen (der aber gar nicht „natürlich“ ist). Andererseits gibt es aber auch Initiativen aus den Communities wie die Tarras Valley Nature Reserve.
The National - Die erste Ernte einer sehr klimanützlichen Pflanze ist eingebracht: Einige Tonnen der Alge Asparagopsis wurde an der Küste von West-Australien geerntet. Wenn man sie dem Futter für Kühe zumischt (5 Gramm pro Kilogramm genügen), stoßen diese bis zu 95 Prozent weniger Methan aus. Asparagopsis-Farmen könnten weltweit ein riesiges Geschäft werden, von bis zu 100 Millionen Dollar jährlich bis 2025, da die Anwendung als Klimaausgleichs-Bonus verkauft werden kann.
www.abc-net.au - Ja, es gibt vollstreckte Todesurteile in der Diktatur Irans. Unfassbare Brutalität. Aber im gleichen Jahr wurde die Todesstrafe in Malaysia, Sambia, der Zentralafrikanischen Republik, Papua New Guinea und Equatorial Guinea abgeschafft. In 70 Prozent der Staaten sind Todesurteile jetzt gesetzlich nicht mehr möglich.
- Ja, es gab in diesem Jahr schrecklich viel Gewalt gegen Frauen. Und gegen sexuelle Minderheiten. Aber Pakistan verabschiedete ein strenges Gesetz zum Schutz von Frauen am Arbeitsplatz. Indiens höchstes Gericht verbietet der Polizei die Verfolgung von Prostituierten und gab ihnen das Recht zu Sozialleistungen, Wahlrecht und Bankkonten. Die Philippinen untersagten Kinder-Heirat und erließen Gesetze gegen Gewalt gegen Frauen. Kolumbien dekriminalisierte Abtreibung, Mexiko ebenso wie Sierra Leone verbesserte reproduktive Rechte, und in Liberia wurden ähnliche Gesetze auf den Weg gebracht. Slowenien legalisierte Same-Sex-Heiraten (das 31. Land), ebenso wie Kuba nach einer Volksabstimmung. Singapur ebenso wie Antigua, und Barbuda dekriminalisierte Homosexualität … die Liste ist noch länger, aber es soll einstweilen genügen.
- Kleine Test-Zwischenfragen:
Wie viele Morde gab es im letzten Jahr (2021) in Deutschland, einem Land mit 83 Millionen Einwohnern?
Antwort:
220
de.statista.comWie hoch ist der Durchschnitt der Jahres-Schätzung von Morden in Deutschland in einem gut durchmischten Publikum bei Vorträgen?
2.500 (eigene Test-Erfahrung)Wie viele Deutsche glauben, dass die Gewalt- und Mordrate STEIGT?
60 ProzentWie viele grausige Morde sieht ein durchschnittlicher Bürger jedes Jahr in Fernsehen, Film, Kino, Internet?
Das ist schwer zu schätzen.
Laut dem Media Activity Guide benutzen Deutsche 4 Stunden täglich das Fernsehen, 80 Minuten das Internet, 70 Minuten das Smartphone. In jedem zweiten Film kommen Mord- und Totschlag vor. Pro Krimi gibt es statistisch 2,5 Tote. Es gibt eine ganze „Crime Industry“, die einen großen Teil unseres medialen Kosmos ausmacht. - Kambodscha verringerte seine Armutsquote von 39 Prozent auf 18 Prozent in der letzten Dekade. Vietnam liftete im selben Zeitraum 18 Millionen Menschen aus der Armut. Indonesien von 2000 bis 2020 25 Millionen Menschen. Rekordhalter in der Bekämpfung von Armut ist Indien, mit 415 Millionen „Aufsteigern“ zwischen 2005 und 2019. Das beinhaltet auch die „mehrdimensionale“ Armut, Bildung, Gesundheit und Umweltbedingungen.
- Pakistan, von Überschwemmungen gebeutelt, ist gleichzeitig eine der am wenigsten berichteten Entwicklungs-Erfolgsgeschichten der letzten Dekaden. Zwischen 1990 und 2019 stieg die Lebenserwartung um 7,2 Jahre, die Schulzeit um 2,9 Jahre, das Einkommen um 64 Prozent, der Anteil der Menschen unter der Armutsgrenze sank von 50 auf unter 20 Prozent.
hdr.undp.org
Vor drei Jahren startete Pakistan das „Zehn-Billiarden-Baum-Projekt“, was viel kritisiert wurde – heute ist das Land auf der Zielgerade für 15 Milliarden Bäume. Auch die benachbarte Mongolei macht mit und spendiert 1 Prozent seines GDP für eine Milliarde Bäume, um die Wüstenbildung einzudämmen.
dunyanews.tv - Noch vor der Artenschutzkonferenz in Montreal im Dezember wurden 2022 Millionen Quadratkilometer Land unter Naturschutz gestellt. Zum Beispiel die Calakmul Biosphere Reserve in Mexiko mit 1,3 Millionen Hektar. Oder 4000 Quadratkilometer Wald in Belize, Guatemala, Bangladesh (Mongabay). Oder Indonesiens neues Raja Ampat Archipelago, wo Korallenriffe und wunderschöne Küstenregionen geschützt wurden. Ecuador erweiterte die Rechte der Indigenen zum Schutze der Wälder. Burundi pflanzte 150 Millionen Bäume, um die Existenz von Dorfgemeinschaften zu sichern, und Afrikas Great Green Wall funktioniert jetzt in Niger, wo erstaunliche 200 Millionen Bäume gepflanzt wurden. Auch Indonesien schaffte signifikanten Fortschritt beim Schutz seiner tropischen Sumpfgebiete.
- Man kann die Opfer von Corona auch andersherum rechnen. Covid-Vakzine retteten nach neuesten Rechnungen 19,8 Millionen Menschen vor dem Tod. Allein Indien vermied 4,2 Millionen Covid-Tote, die USA 1,8 Millionen. Dank der schnellen Fortschritte bei den Impfungen stehen immer mehr Mittel auch gegen andere infektiöse Bedrohungen zur Verfügung, etwa gegen das in Europa stark kursierende RS-Virus.
www.vox.com - Wladimir Putin ist der beste Transformator von dumpfer Fossilität zu einer Welt der erneuerbaren Energien. Im Jahr 2022 schaltete die Entwicklung der Erneuerbaren in einen neuen Gang, auch wenn man das in Deutschland, wie üblich, nur als STREIT wahrnimmt. Die IEA erhöhte ihre Prognose zum Ausbau der Erneuerbaren wie noch nie, um 76 Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren und geht jetzt davon aus, dass die Kohle endgültig im Jahr 2025 überholt sein wird.
www.iea.org - 19 Europäische Staaten erhöhten angesichts des Krieges ihre Pläne für die Erneuerbaren, und schon aus Kostengründen werden sie diese Zusagen auch einhalten (müssen), 9 Anrainerstaaten der Nordsee entwickelten einen massiven Ausbauplan für Offshore-Windkraftwerke. Am kräftigsten wird der Anteil aber beim „Carbon-Weltmeister“ (pro Kopf) USA steigen, wo massive staatliche Investitionen nach Ansicht vieler Analysten einen starken Widerstand gegen die Dekarbonisierung überwunden haben. Man schätzt, dass allein die Erfüllung der Renewable-Pläne der USA ein ganzes Grad Erderwärmung „sparen“ könnten. Schon jetzt erleben die USA einen Riesen-Boom von Solarinstallationen auf Dächern, das Gros der amerikanischen Autoindustrie setzt massiv auf E-Cars.
The Atlantic - China wird gerne als der größte Klimasünder von allen gebrandmarkt. Jetzt aber mehren sich die Zeichen für einen Tipping Point des Carbon-Ausstoßes Chinas noch in diesem Jahrzehnt. Allein der Windenergie-Anlagen-Zubau 2020 – 2025 wird 870 Megawatt betragen, das ist so viel wie die gesamte vorhandene Kapazität der USA. Die heutige Jahresproduktion von Solarzellen von 295 GW (ca. 200 Kernkraftwerke) wird nach den Marktberechnungen auf 940 GW im Jahr 2025 steigen, das sind 6 Prozent der gesamten Stromproduktion der Welt JÄHRLICH. Dadurch werden zahlreiche Kohlekraftwerks-Bauten storniert, weil sie sich immer weniger rechnen.
Lauri Myllyvirta
PV Magazine
Viele überdimensionale Solar- und Wind-Projekte sind geplant, wie eine Offshore-Windfarm von gigantischen Ausmaßen bei Chaozhou, mit 43 Gigawatt, das sind rund 38 große Atomkraftwerke. - Kennen Sie auch Leute, die ständig über die Umweltschädlichkeit von Lithium als Rohstoff für die Elektromobilität reden (nicht selten Männer mit erheblichen Auspuffen an ihren Autos)? Nur ein paar Zahlen: Im Jahr 2021 wurden 4,2 Milliarden Tonnen Öl gefördert, 40.000 Mal so viel wie Lithium. Insgesamt wurden bislang 160.000 Tonnen Lithium geschürft, im Vergleich zu 68 Millionen Tonnen Aluminium und sagenhaften 2,6 Billionen Tonnen Eisen. Lithium kann man übrigens auch aus Grundwasser gewinnen, es ist fast überall vorhanden. Und es lässt sich recyceln. Die ersten Anlagen laufen gerade an.
BloombergSogar TESLA hat einen „full battery cycle“ angekündigt: Tesla Battery Recycling System
- Die Verkäufe von Elektroautos erreichen 2022 über 10 Millionen gegenüber 6,6 Millionen im letzten Jahr. Das ist noch sehr wenig, aber die Kurve steigt derzeit schnell an; sie geht in den exponentiellen Teil über. E-Autos sparten bereits 1,7 Millionen Barrel Öl bis Ende 2022 ein. In China allein waren 30 Prozent der Neukäufe elektrisch (2021: 13 Prozent), in Norwegen 90 Prozent. Die Investitionen in den CO2-freien Transport-Sektor weltweit stehen heute bei 450 Milliarden Dollar, besonders bei E-Lastwagen sind enorme Fortschritte sichtbar.
- Folgende Tierpopulationen haben sich 2022 deutlich erholt oder sind in eine günstigere Position gekommen (kleiner Auszug):
Tiger
Saiga-Antilopen
Gabon-Elefanten
Giraffen
Einhornige Nashörner
Goldener Löwen-Tamarin
Wölfe
Northern Spotted Owl
Haie
Schildkröten
Pirarucu
Atlantischer Kabeljau
Thunfisch
Fischadler, Kranich und Löffelstör,
Kondore
… to be continued! - Hat Deutschland wirklich nichts erreicht mit seiner „Energiewende“? Sind die erneuerbaren Energien nicht eher durch Kohle und Atomkraft ersetzt worden, führt der Ukraine-Krieg also geradewegs in die Re-Fossilisierung? Das ist ein weit verbreitetes Negativ-Gerücht in deutschen Medien. Sehen Sie hier die Zahlen von einer anderen Warte aus betrachtet: Chadvesting.
Übrigens: Die erwarteten Zuwächse von Wind- und Solarenergie-Zubau in Deutschland sind in diesem Jahr auf dem erwarteten Pfad geblieben. (Quelle: „DIE ZEIT“) - Die CO2-Ausstöße der Welt werden mit einiger Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahrzehnt ihren PEAK erreichen (was allerdings nicht heißt, dass der atmosphärische Anteil von CO2 schnell sinkt; das dauert Jahrzehnte). Die Weltdatenbank ourworldindata.org hat die neuesten Daten der CO2-Entwicklung veröffentlicht, und darin zeigen sich interessante Anhaltspunkte. Wenn wir die langfristigen CO2-Ausstöße verfolgen, wird deutlich, dass die Kurve in den letzten Jahren deutlich abgeflacht ist. Corona brachte eine Zickzack-Linie in den Verlauf, was auf einen bevorstehenden „Tipping Point“ hinweisen könnte.
- Auch wenn die CO2-Ausstöße momentan wieder steigen, sind „Langfrist-Entwicklungen“ sichtbar, die in eine positive Richtung weisen. Der „ECONOMIST“ veröffentlichte eine Grafik, die das Verhältnis von CO2-Senken und -Zuwächsen darstellt:
- Interessant ist auch der Verlauf der Per-Capita-Emissionen, die im globalen Maßstab stagnieren, in den großen Industrienationen aber deutlich fallen. Da die Weltbevölkerung immer weniger wächst, deutet sich hier eine Wende an:
Ist das genug?
Wann WÄRE es denn genug?
KANN es JEMALS genug sein?
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass viele dieser Meldungen aus anderen Regionen der Erde stammten. Das führt zu einem seltsamen Reflex des Aussortierens: Geht mich das was an? Was habe ich damit zu tun, wenn in Vietnam die Armut sinkt oder in Pakistan Mangrovenwälder geschützt werden?
Wir stoßen hier auf den Effekt des katastrophischen Narzissmus. Wir nehmen nur Entwicklungen wahr, die in unser KONZEPT, unser momentanes Erwartungssystem von Bedrohungen passen.
In Umfragen zum Zukunftsbild der Menschen stoßen wir auch immer wieder auf das Phänomen des apokalyptischen Cocoonings. Wenn man Menschen nach ihrem eigenen Befinden in ihrem Nahbereich fragt (Familie, Nachbarschaft, Dorf, Stadt), antworten sie meistens: „Ganz gut, ich habe Hoffnung für die Zukunft.“ Aber je größer die befragte Distanz nach außen ist, desto schlechter wird die Welt. Deutschland: Kaputt. Europa: Katastrophe. Der Rest der Welt: Reden wir erst gar nicht drüber!
Wir fühlen uns auf eine seltsame Weise mitten in einer kaputten Welt recht wohl. Wie kann das sein?
Wir sind professionelle Schlechterwisser.
Wir suhlen uns gerne in erwartetem Unglück.
In der Annahme,
Immer recht zu haben.
Aber wie wäre es,
Wenn wir das Bessere schätzen lernen.
Auch wenn es zunächst nur klein ist.
Anstatt mit dem großen Angsthammer
auf alles einzuschlagen,
was uns Hoffnung machen kann.
Frohes Fest!
Und gute Zukunft,
Ihr Matthias Horx
„Wenn wir die Geschichte der Menschheit im 21. Jahrhundert verändern wollen, müssen wir die Stories verändern, die wir uns selbst erzählen.”
Hier noch weitere Quellen/Anregungen:
- Mehr positive Meldungen aus der Tiefe des Planeten:
futurecrunch.com - Für einen Grundkurs in nicht-naiver Zuversicht rate ich, den neuen „Global Ignorance Test“ von Ola Rosling zu machen. Ola arbeitet für die UNO und die „Global Goals“ und kämpft im Erbe seines Vaters Hans Rosling gegen die negative Ignoranz. Im Test sind 48 Fragen zu beantworten, die uns über unsere globalen Trend-Wahrnehmungsverzerrungen aufklären und uns mit dem wahren Stand der Fortschritte der Menschheit vertraut machen. Leider nur in Englisch: www.gapminder.org
- Empfehlen kann ich die Bücher der Neurowissenschaftlerin Maren Urner: „Raus aus der ewigen Dauerkrise“ (2021) und „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“ (2019).
- In Deutschland gibt es nicht allzu viele Ansätze des Konstruktiven Journalismus. Angstbeschwörung zählt immer mehr als Lösungs-Konstruktivität. Immerhin: das Online-Magazin PERSPECTIVE DAILY versucht, dem alltäglichen Doomsday etwas entgegenzusetzen. perspective-daily.de/
- Hinweisen möchte ich noch auf meine KLIMA-REGNOSE, einer konstruktiven Zukunfts-Studie zur Klimawende: onlineshop.zukunftsinstitut.de
Ein großes Dankeschön an Matthias Horx für mutmachenden Beitrag und die freundliche Erlaubnis ihn teilen zu dürfen!
Ich hoffe, es hilft Dir mit Mut in die Zukunft zu schauen und ich wünsche Dir ein glückliches, zufriedenes, gesundes und erfolgreiches 2023,
Nele
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