Ist ein „normales“ Leben mit MS möglich? Ja natürlich!

Nele Handwerker Portrait

Aber das war mir zu Beginn leider nicht so klar. 

Weihnachten 2008, kurz nach dem Einstieg als internationale Marketingspezialistin in einer großen Firma in Berlin, hatte ich meinen 2. Schub. Erst dann begann ich mit einer verlaufsmodifizierenden Therapie. Als ich 2003 mit MS diagnostiziert wurde, empfahl man mir nur regelmäßige Kontrollen, keine Basistherapie.

Meine Angst nach dem 2. Schub war groß. Was soll ich meinem Arbeitgeber sagen? Steht meine Karriere auf dem Spiel? Kann ich weiterarbeiten wie bisher? Was ist mit den vielen Dienstreisen nach Fernost?

In meinem Job in Berlin war ich für das B2B Marketing einer Spezialchemiefirma zuständig und verantwortete die Organisation von 14 Messen weltweit pro Jahr. Außerdem erstellte ich gemeinsam mit den Produktmanagern Marketingmaterialien für den Print- und Onlinebereich in Englisch, die technisch anspruchsvoll und gleichzeitig gut verständlich für Nicht-Muttersprachler sein mussten. Ich reiste regelmäßig nach Asien und innerhalb Europas zu verschiedenen Kundenevents und internen Marketingveranstaltungen, was dank meiner gut funktionierenden Basistherapie ohne Einschränkungen möglich war. Meine Kollegen wussten nichts von der MS.

Ich wollte weiter „ganz normal“ leben – und das habe ich auch getan

Mit einigen wenigen Einschränkungen natürlich. Aber ich ging arbeiten, machte Urlaub und genoss mein Leben. 2018 kam der Wendepunkt. Ich wurde schwanger. Und machte Schluss mit dem Verstecken. Ich schrieb einen mutmachenden Erfahrungsbericht zu meinen bisherigen 15 Jahren mit der Erkrankung, dem ich wissenschaftliche Hintergrundinfos beifügte. Prof. Dr. Tjalf Ziemssen, mein behandelnder Neurologe seit Ende 2008, verfasste das Vorwort. Das Buch erschien im April 2020. 

Nele Handwerker in Australien Mt. Grambier Nationalpark
Nele Handwerker mit ihrem Erfahrungsbericht Multiple Sklerose? Keine Angst!

Mit meiner eigenen Geschichte anderen ein Vorbild sein und mit Vorurteilen aufräumen

Fast zeitgleich startete ich diese Webseite und den Podcast »MS-Perspektive«, der sich an MS-Patienten, ihre Angehörigen und Interessierte richtet. Dabei geht es mir um seriöse Aufklärung, die auf validen Studiendaten beruht, aber einfach verständlich daherkommt.

Komplexe Inhalte verständlich erklären – und dabei Mut machen

Regelmäßige dankbare Rückmeldungen von MS-Patienten und ihren Angehörigen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich diesem Thema zu widmen. Es sind zwar jede Menge Informationen verfügbar, aber viele Betroffene verwirrt diese Flut bloß. Ich verstehe Patienten mit ihren Ängsten, Hoffnungen, Problemen und Wünschen, da ich selbst dazugehöre. Das ermöglicht es mir, anders zu fragen und Inhalte verständlich und konkret aufzubereiten, damit möglichst viele Patienten von den Erkenntnissen und Möglichkeiten der vergangenen Jahre profitieren. 

Nele Handwerker an der Nordsee

Meine Mission

Ich lebe heute sehr selbstbestimmt und frei, weil ich gut über die MS bescheid weiß und aktiv dazu beitrage meine Gesundheit langfristig zu bewahren. Dieses Wissen möchte ich an andere Patienten weitergeben und sie animieren selbstwirksam zu handeln, damit sie ebenfalls ein schönes und glückliches Leben mit MS führen können. Und das am besten gleich ab dem Zeitpunkt der Diagnose.

Umso mehr freue ich mich, dass mir meine gelebte Mission den internationalen Preis der Brain Health Organisation im Bereich Patient Advocate eingebracht hat.

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