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Diesmal interviewe ich Frau May, Geschäftsführerin der DMSG Berlin, zu den Angeboten des Landesverbandes und zukünftigen Vorhaben.
Vorstellung Karin May
Ich bin (fast) 48 Jahre alt, seit über 25 Jahren mit demselben Mann verheiratet und habe 3 inzwischen erwachsene Kinder und einen 6 Jahre alten Cockerpoo, der mich auch bei meiner Arbeit für die DMSG Berlin meistens begleitet.
Was waren ihre wichtigsten Stationen bis zur jetzigen Position?
Nach dem Studium der Sozialpädagogik hatte ich den Schwerpunkt zunächst auf meine Familie gelegt und mich ehrenamtlich in der Gemeinde und in den Sportvereinen der Kinder engagiert. Das Studium, eine spätere Ausbildung zur Mediatorin und ein ergänzender Abschluss als Sozialmanagerin bildeten die Grundlage für mein Engagement im Rahmen der DMSG Berlin.
Eingestiegen bin ich als Betreuerin im Betreuten Einzelwohnen, habe dann aber ziemlich schnell übergreifende, verantwortliche Positionen übernommen. Inzwischen sind es schon fast 7 Jahre, die ich als Geschäftsführerin des Berliner Landesverbandes der DMSG tätig bin.
Welche persönliche Motivation haben sie für den Beruf?
Neben dem Klassiker „gern mit Menschen zu arbeiten“, wollte ich immer etwas Sinnstiftendes tun, Vielfalt erleben und mitgestalten. Und genau das kann ich heute jeden Tag aufs Neue tun.
Angebot der DMSG Berlin
Sie bringen zweimal im Jahr eine eigene Zeitschrift heraus, den Kompass. Wer erhält den Kompass?
Zunächst einmal natürlich alle Mitglieder. Aber wir nutzen das Heft auch, um auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen und geben es bei Veranstaltungen gern an Interessierte weiter, um ihnen zu zeigen, was sie bei uns erwartet bzw. was sie von uns erwarten dürfen.
Welche Themen greifen Sie in der Zeitung auf?
Die Inhalte werden gemeinsam von einem 5 köpfigen Redaktionsteam erarbeitet und spiegeln den aktuellen Trend, die aktuellen Themen wieder, die unsere Mitglieder bewegen. Auch Themen, die in der Behindertenszene gerade heiß diskutiert werden, finden hier Raum.
In jedem Heft gibt es News aus dem Landesverband, sowie ein medizinisches Schwerpunktthema. Darüber hinaus beleuchten wir sozialrechtliche Fragestellungen, Themen wie Reha, Arbeit, Familie, Sport und Bewegung aber auch Reisen mit MS und bieten ausführliche Berichte zu Hilfsmitteln und Co..
Also alles Themen, die das Leben mit der MS betreffen und dem Leser Anregung und Unterstützung bieten können für seine individuelle Alltagsgestaltung. Auch Buchtipps und Anregungen für Schönes oder Kreatives finden sich immer wieder im Heft.
Kann man die Zeitschrift auch als Nicht-Mitglied der DMSG Berlin lesen?
An sich ist der Kompass eine Mitgliederzeitschrift, unsere greifbare Verbindung zu den Mitgliedern unseres Berliner Landeverbandes. Diese erhalten das Heft auch regelmäßig zugeschickt. Bisher ist der Kompass zumindest online noch für jeden nachzulesen und wird, wie bereits erwähnt, auf Veranstaltungen auch an Interessierte weitergegeben.
Ihr Veranstaltungskalender ist breit gefächert. Sie bieten medizinische Fachvorträge, körperliche und geistige Anregungen, Vorträge aus der Rubrik Naturheilkunde und Gesundheit, sowie Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe. Wie gut werden die Kurse angenommen? Kann man beispielsweise den Iyengar-Yoga Kurs spontan besuchen oder riskiert man dann keinen Platz zu erhalten?
Das ist ganz unterschiedlich. Es empfiehlt sich aber immer rechtzeitig seinen Platz zu reservieren, da die meisten Angebote sehr nachgefragt und gerade bei den unter aktuellen Coronabedingungen begrenzten Kapazitäten schnell ausgebucht sind. Es lohnt sich aber immer auch kurzfristig nachzufragen, ob noch ein Platz verfügbar ist. Manchmal gibt es ja auch Absagen bereits angemeldeter Teilnehmer, aus den unterschiedlichsten Gründen, da kann man dann nachrücken. Einfach vorbeischauen ist eher keine gute Option, zumal einige Angebote fortlaufend und aufeinander aufbauend gestaltet sind. Ist die Nachfrage zu groß, organisieren wir aber auch schon mal einen Zusatztermin.
Wie entscheiden sie, welche Veranstaltungen sie auswählen?
Ein Großteil der Angebote hat mittlerweile schon beinahe Tradition, wie beispielsweise die Workshops der Heilpraktikerin Antje Schwan oder unser Chor „Gut gestimmt“ oder die Trommelgruppe „Craspedia“. Oder unsere begleiteten Gruppen für Neubetroffene oder die Angehörigen. Grundsätzlich schauen wir, was ist aktuell Thema in der MS Communitiy, wie man auf neudeutsch sagt.
Außerdem sammeln wir Anregungen von unseren Mitgliedern und versuchen deren Wünsche in Bezug auf Inhalte und Formate weitestgehend umzusetzen. Das gelingt leider nicht immer. Es gab schon Angebote, die von vielen gewünscht wurden, die dann niemand oder zu wenige wahrnehmen wollten. Auch verändern sich Trends – so war beispielsweise Progressive Muskelrelaxation eine Zeitlang „der“ Renner oder Autogenes Training, das ist aktuell beides nicht so nachgefragt. Dafür kann man jetzt bei uns seine Mitte beim Sitzqigong oder Online Taijii finden.
Ich finde es toll, dass sie neben den Kursen für Neubetroffene auch Kurse für Angehörige anbieten. Können Sie uns kurz vorstellen, wie diese Treffen ablaufen, um Interessierten die Scheu zu nehmen?
Ganz zwanglos und inhaltlich immer selbst bestimmt von den Teilnehmern. Das Motto bei allen unseren Gruppen ist „Jeder kann, aber keiner muss“. In der Regel ist der Austausch unter den Teilnehmenden Schwerpunkt der Treffen, aber es gibt auch Input zu gefragten und miteinander abgestimmten Themen. Ich kann Fragen zu meiner MS oder der Situation mit meinem erkrankten Angehörigen loswerden, ohne mich großartig erklären zu müssen – das ist etwas, was die Teilnehmenden sehr zu schätzen wissen.
Man profitiert von den Erfahrungen untereinander. Im Unterschied zu den eigenständigen Selbsthilfegruppen oder Stammtischen gibt es hier jedoch einen professionellen Ansprechpartner, der mit fachlichem Rat aber auch mit seiner Erfahrung und Professionalität in Bezug auf zum Beispiel Krisensituationen beispringen kann. Abgesehen von den Beschränkungen in Coronazeiten gehört immer auch ein Tässchen Kaffee oder Tee und etwas zu knabbern zu den Treffen dazu. Dabei kommt man doch gleich viel besser ins Gespräch.
Auf Ihrer Webseite findet man auch eine Vielzahl an Selbsthilfegruppen und Stammtischen. Wie finden Interessierte den für sich passenden Personenkreis?
Unsere Berater*innen kennen die Gruppen und ihre Schwerpunkte gut und können bereits im Vorfeld ein wenig die Richtung weisen. Auch auf unserer Webseite findet man Hinweise, zu zum Beispiel Altersstruktur oder inhaltlichem Schwerpunkt. Letztendlich muss aber jeder für sich schauen „ob es passt“.
In der Regel ruft man zunächst den Gruppensprecher bzw. die Gruppensprecherin an, dann ergibt sich alles Weitere. Meist sind das dann erste „Schnupperteilnahmen“, bis sich beide Seiten sicher sind. Manchmal passt es auf Anhieb, manchmal bedarf es auch ein oder zwei Versuche. Und wer gar nicht fündig wird, den unterstützen wir gern dabei eine eigene Interessengruppe aufzubauen.
Sie bieten Patienten in Berlin betreutes Wohnen in drei Formen an – der betreuten Wohngemeinschaft (WG), dem betreuten Einzelwohnen (BEW) und dem betreuten Einzelwohnen im Betreuungsverbund. Für wen kommen die Angebote in Frage?
Für jeden Menschen mit MS, der Unterstützung bei der Alltagsbewältigung bzw. bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben benötigt. Das umfasst ganz individuell unterschiedliche Schwerpunkte und reicht von der Unterstützung beim Aufbau von Alltagsstrukturen, der Organisation pflegerischer Unterstützung über die Begleitung zu Arztbesuchen und Unterstützung bei der Regelung behördlicher Angelegenheiten bis hin zur bei der Freizeitgestaltung alle Bereiche des Lebens mit der MS.
Was ist der Unterschied zwischen den drei Formen?
Hauptsächlich der Lebensmittelpunkt. Während in der WG 5 Menschen zusammen in einer barrierefreien Wohnung leben und dort die notwendige Unterstützung bekommen, leben die meisten unserer, wir sagen „Klient*innen“ im BEW, in ihrer eigenen Wohnung, verteilt im gesamten Berliner Stadtgebiet. Im Betreuungsverbund dagegen wohnen die 11 MS Betroffenen in ihrer eigenen barrierefreien Wohnung in einem Haus, in dem sich auch unsere sogenannte Stützpunktwohnung befindet. Von dieser aus erhalten die Bewohner*innen des Betreuungsverbundes, die für sie erforderliche Unterstützung. Hier gibt es auch gemeinschaftliche Angebote und Aktivitäten. Außerdem dient der Stützpunkt quasi als erweitertes Wohnzimmer für alle Bewohner*innen des Betreuungsverbundes – man trifft sich dort auch einfach mal zum Quatschen oder kann dort auch seine Freunde oder Familie empfangen, um zum Beispiel Geburtstag zu feiern oder so.
Wie kann man sich darauf bewerben?
Am besten ruft man zunächst bei uns in der Geschäftsstelle an und sagt, dass man Interesse am Betreuten Wohnen hat. Die Kolleg*innen können dann oft schon im ersten Gespräch feststellen, ob dies die geeignete Unterstützungsform ist und wissen auch sofort, ob wir freie Kapazitäten haben. Sie helfen dann ggfs. auch bei der Antragstellung auf Teilhabeassistenz.
Alternativ stellt man direkt beim Teilhabeamt einen Antrag auf sozialpädagogische Teilhabeassistenz. Die Teilhabeberater*innen dort ermitteln dann gemeinsam mit ihnen den individuellen Unterstützungsbedarf und helfen einen geeigneten Leistungserbringer, wie zum Beispiel die DMSG Berlin, zu finden. Auch hier ist es möglich direkt zu sagen, dass man die Teilhabeunterstützung von uns, also der DMSG Berlin, erhalten möchte. Auch über die Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung der Bezirke oder die Erweiterten Unabhängigen Teilhabeberatungsstellen (EUTB) finden unsere Klient*innen zu uns.
Ein weiteres Angebot ist der ehrenamtliche Besuchsdienst. Bei diesem Angebot bringen Sie MS-Patienten und Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen mit passenden Interessenten zusammen. Wie viele Paarungen gibt es grob geschätzt? Und wie groß ist das Interesse an diesem Angebot?
Es gibt zurzeit 14 Besucher*innen, die 13 MS Erkrankte besuchen. Das Angebot wird grundsätzlich sehr gut angenommen, unterliegt aber momentan extremen Beschränkungen durch die Coronaviruspandemie, da ein Teil der Besuchten zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19 gehört. Der Kontakt hatte sich in der wärmeren Jahreszeit vielfach nach draußen verlagert, aktuell wird vor allem viel telefoniert.
Was planen Sie für die Zukunft der DMSG Berlin oder sind mit dem aktuellen Angebot alle Wünsche und Bedürfnisse abgedeckt?
Nun, alle Wünsche und Bedürfnisse werden wir sicherlich nie abdecken können, aber wir sind schon ganz gut aufgestellt, würde ich behaupten. Für die nahe Zukunft steht auf jeden Fall der weitere Ausbau der Onlineangebote ganz oben auf der Agenda. Dazu gehört auch ein Projekt zur Unterstützung derjenigen, die mit der Technik noch etwas fremdeln. Mit ehrenamtlichen Techniklotsen wollen wir die unterstützen, die bisher noch keinen Zugang zur modernen Kommunikationstechnik gefunden haben, und auf kurzem Weg helfen, wenn es mal nicht so klappt mit Smartphone und Co..
Außerdem würde ich gern einen weiteren Betreuungsverbund für MS Betroffene auf den Weg bringen, vielleicht sogar mit dem Schwerpunkt Familie. Das ist ohnehin ein Gebiet auf dem viele Möglichkeiten noch offen sind – zum Beispiel würde ich gern Familien- oder Kinderfreizeiten organisieren, vielleicht auch in Kooperation mit anderen DMSG Landesverbänden.
Im nächsten Jahr, 2022, steht unser 40 jähriges Jubiläum an. Das soll gebührend begangen werden, z.B. mit einer Neuauflage des Aktionstages „Selbsthilfe meets Wissenschaft“, bei dem wir 2019 namhafte Wissenschaftler des Excellenzclusters Neurocure mit Selbsthilfeaktiven zusammen und in den Austausch gebracht haben. Dieser Kontakt und Austausch von Forschern, Medizinern und Betroffenen ist etwas, was ich gern verstetigen würde. Können doch beide Seiten ungemein voneinander profitieren.
Verabschiedung
Möchten Sie den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf dem Weg geben?
Lassen Sie sich bitte niemals entmutigen und verfolgen Sie Ihren Weg. Alles ist möglich auch mit MS. Und wenn Sie mögen, finden Sie dabei Unterstützung in unserer DMSG Familie.
Wo und wie findet man die DMSG Berlin?
Im Netz unter www.dmsg-berlin.de, natürlich auch auf Facebook und Instagram. Viel wichtiger aber: Sie finden uns ganz persönlich in Berlin Wilmersdorf in der Aachener Straße 16, gleich beim grünen Buddy-Bären.
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft
Landesverband Berlin e.V.
Aachener Str. 16
10713 Berlin
Tel.: 030 / 313 06 47
Fax: 030 / 312 66 04
E-Mail: info[at]dmsg-berlin.de
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Vielen Dank für das Interview an Karin May und die Vorstellung des DMSG Berlin.
Bis bald und mach das beste aus deinem Leben,
Nele
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