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#163: Einblick ins Multiple Sklerose Management Studium

Seit 2020 kann man berufsbegleitend Multiple Sklerose Management studieren, um den Abschluss Master of Science zu erlangen. Aus Patientensicht eine ganz großartige Sache, denn falsche oder nicht zeitgemäße Behandlung können die Lebensqualität massiv verschlechtern. Ich habe bereits einige Patienten kennengelernt, die verspätet diagnostiziert wurden, keine passende verlaufsmodifizierende Therapie erhielten oder symptomatisch unzureichend therapiert wurden.

Je mehr qualifiziertes medizinisches Fachpersonal in der Fläche arbeitet, umso besser. Natürlich gibt es auch andere Beweggründe sich für den Studiengang zu entscheiden. Bei mir ist es der Wunsch wissenschaftlich korrekt über die Multiple Sklerose und die Möglichkeiten der Einflussnahme zu informieren. Damit es immer mehr Menschen mit MS gibt, die gut informiert für sich selbst bewusste und möglichst gesunde Entscheidungen treffen können.

Doch um MS richtig behandeln zu können, muss man die Krankheit im Detail verstehen und auf dem neuesten Wissensstand sein und bleiben. Dazu gehören solide Grundlagen, eine präzise Diagnostik, detailliertes Wissen um die Möglichkeiten der verlaufsmodifizierenden Therapie, um diese individuell für jeden Patienten auszuwählen, aber auch die Bandbreite an symptomatischen Therapieangeboten und der objektiven Verlaufsbeobachtung.

Denn MS kann sich schleichend weiterentwickeln, was die Gefahr beinhaltet nicht rechtzeitig zu reagieren. Auch das Lesen und Verstehen von Statistik, die meist im Zusammenhang mit Studien steht ist wichtig. Schließlich ist nicht jede Studie qualitativ gut und aussagekräftig.  

Doch wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Studium aus? Das Studium dauert zwei Jahre und findet größtenteils in Form von Online-Vorlesungen an einem festen Wochentag abends statt. Es wird um einige Blockwochenenden ergänzt, die teilweise in Präsenz, aber auch online abgehalten werden. Und natürlich gibt es am Ende eines jeden Moduls zu erbringende Prüfungsleistungen, mal als Klausur, aber auch in mündlicher Form als Fallbericht.

Um ein besseres Verständnis vom Studiengang Multiple Sklerose Management zu bekommen, habe ich den Studiengangsleiter Prof. Dr. Tjalf Ziemssen sowie drei Studenten aus dem ersten Matrikel interviewt.

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Inhaltsverzeichnis

Interview mit Prof. Dr. Tjalf Ziemssen, dem Initiator und Studiengangsleiter für Multiple Sklerose Management

Wie sah der bisherige Weg aus, wenn man MS-Spezialist werden wollte? Und wie lange dauerte es?

Man musste an ein MS-Zentrum gehen, an entsprechenden Kongressen teilnehmen und über die Jahre sein Wissen aufbauen. Pharmaunternehmen bieten auch regelmäßig Weiterbildungen an, allerdings haben sie bestimmte Themenschwerpunkte und so ist es auch bei den Kongressen. Bisher war es sehr schwer einen umfassenden und ausgewogenen Überblick zu erhalten, der gut strukturiert alle Aspekte der MS beleuchtet.

Wie viel Wissen kam in den letzten Jahrzehnten im Bereich MS hinzu und wie wichtig ist es für medizinisches Fachpersonal auf dem aktuellsten Stand zu bleiben?

Gerade im Bereich der Immuntherapien hat sich sehr viel getan. Heute steht und eine Auswahl an hochwirksamen Medikamenten zur Verfügung. Und wir haben neue Möglichkeiten in der symptomatischen Therapie hinzugewonnen. In Hinblick auf Biomarker hat sich ebenfalls viel getan. Das aktuellste Beispiel ist wohl der Covid-19-Virus. Wichtige Erkenntnisse zu Impfungen, dem Impferfolg unter bestimmten Therapien und den Auswirkungen einer Infektion mit dem Virus konnten wir gleich in unser Studium einbauen.

Portraitfoto von Prof. Dr. Tjalf Ziemssen, Neurologe und Leiter vom MS-Zentrum Dresden

Wie profitieren Menschen mit MS davon, wenn sie von einem MS-Spezialisten betreut werden?

Ihre Chancen auf eine bessere Prognose steigen, wenn sie von einem MS-Spezialisten behandelt werden. Das ist ähnlich, wie bei Krebs-Patienten. Dort ist es sogar noch drastischer, da die Überlebenschance erkennbar ansteigt, wenn Betroffene von einem Spezialisten bzw. in einem entsprechenden Zentrum betreut werden.

Das beginnt bei der besseren Diagnostik, die ein schnelleres und effektiveres Handeln ermöglicht, wenn es nötig wird. Und dazu gehören auch symptomatische Therapieangebote, aber auch die Tatsache, dass Patienten schnell von neue Erkenntnissen und Behandlungsmöglichkeiten profitieren können.

Wie entstanden Idee und Konzept für den Studiengang Multiple Sklerose Management?

Ich wollte eine systematische und strukturierte Wissensvermittlung zum Thema Multiple Sklerose. Die bis dahin verfügbaren Lernangebote der Pharmaindustrie oder spezieller Konferenzen und Symposien, haben immer nur bestimmte Aspekte vermittelt, aber nie das vollständige Wissen, das man benötigt, wenn man MS ganzheitlich verstehen und behandeln möchte.

Für wen ist der Studiengang Multiple Sklerose Management geeignet? Was muss man mitbringen?

Einen Studienabschluss, da Multiple Sklerose Management ein Master Abschluss ist. Und man kann ein Masterstudium nur beginnen, wenn man einen Bachelorabschluss oder anderweitigen Studienabschluss vorweisen kann.

Außerdem sollte man entweder einen medizinischen, pharmazeutischen, naturwissenschaftlichen oder therapeutischen Hintergrund haben oder sich anderweitig für das Studium qualifizieren. Wir führen dazu auch Gespräche, um die Eignung besser prüfen zu können.

Generell stellen Ärzte den Großteil der Studenten, aber ich freue mich immer, wenn ein gewisse Mischung zustande kommt, von der alle profitieren.

Wie haben deutschsprachige und internationale MS-Spezialisten auf den Studiengang reagiert?

Das Interesse war groß, aber natürlich konnten sich nicht alle gleich etwas darunter vorstellen und Skepsis gab es auch. Aber durch die Zertifizierung und strukturierte Ausarbeitung konnten viele Bedenken zerstreut und Fragen geklärt werden. Und nach dem erfolgreichen Start des deutschsprachigen Studiengangs folgt bald auch die internationale Version, die wir gemeinsam mit Europäischen Charcot Foundation umsetzen.

Wie aktuell ist der Studiengang und gibt es im Anschluss ein Alumni-Programm, um weiter gut vernetzt und up-to-date zu bleiben?

Wie bereits erwähnt, ist der Studiengang sehr aktuell. Wir nutzen die neuesten Studien, die bedeutsam sind und können wichtige Erkenntnisse sehr schnell in den Lehrplan aufnehmen. 

Möchtest du den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf dem Weg geben?

Ich lade herzlich ein, dass auch diejenigen, die nicht an dem ganzen Studiengang teilnehmen können, sich an die Dresden International University (DIU) wenden. Vielleicht ist die Teilnahme an einzelnen Symposien oder Modulen interessant, dann versuchen wir das möglich zu machen. Natürlich liegt der Charme des Studiums an der umfassenden Bildung mit dem Masterabschluss, aber es können auch einzelne Module besucht werden.

Wo finden Interessierte mehr Informationen?

Auf den Seiten der Dresden International University (DIU) gibt es kompakte Informationen und Kontaktdaten. 

Interview mit Beate Fuchs, Oberärztin Neurologie an der VAMED Klinik Schloss Pulsnitz

Wie gut kennen sie sich im Thema Multiple Sklerose durch ihr Studium und ihren Arbeitsalltag aus?

Nach langer Zeit in der Akutversorgung bin ich seit 2016 in der neurologischen Rehabilitation und dadurch sowohl mit der Diagnostik und Schubtherapie als auch mit der rehabilitativen Versorgung (z.B. Hilfsmittelversorgung, Umgang mit Symptomen im Alltag, etc.) vertraut. Mit der Immuntherapie der MS bin ich nur selten in Berührung gekommen, da dass die Domäne der ambulanten Neurologie ist. Diese Lücke hat das Studium für mich geschlossen. Inzwischen kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass ich mich im Thema MS umfassend auskenne.

Wie haben sie von dem Studiengang erfahren und warum fanden sie ihn interessant?

Ich habe im Mai 2020 die ärztliche Leitung des frisch zertifizierten MS-Rehazentrums in unserem Haus übernommen. In diesem Zusammenhang habe ich von dem Studium erfahren und dann nicht lange überlegt bevor ich mich zum Studium angemeldet habe, um meiner neuen Aufgabe gerecht zu werden.

Was waren ihre Erwartungen an den Studiengang und wurden diese erfüllt?

Die Erwartungen waren hoch und vielfältig. Ich wollte durch ein fundiertes Wissen die Mechanismen hinter der Erkrankung und ihrer Behandlung verstehen. Im Studium wird dieses Wissen vollumfänglich vermittelt – Was passiert auf zellulärer Ebene im Gehirn; Was macht das Immunsystem; Welche Faktoren spielen bei der Entstehung der Entzündungen eine Rolle; Wie wird die Diagnose gestellt und welche Fallstricke gibt es dabei; Welche Therapien gibt es und wann kommt welche Therapie zum Einsatz.

Weitere, sehr bereichernde Aspekte des Studiums sind der Austausch unter den Studierenden und das Kennenlernen anderer Kliniken und der Kontakt mit den Kollegen vor Ort. Und ja, die Erwartungen wurden alle erfüllt.

Wie haben sie die erlernten Inhalte umgesetzt und angewandt?

Die erlernten Inhalte setze ich unmittelbar in der Patientenversorgung und -beratung um.

Dienstagabend in der Vorlesung gehört und Mittwoch in der Praxis umgesetzt.  Das gilt insbesondere für die Aspekte der symptomatischen Therapie. Vor allem versuche ich die gelernten Inhalte meinen Patienten in nicht-medizinischer Sprache zu vermitteln. Mir ist es sehr wichtig, dass sie sich gut mit der Erkrankung auskennen und wissen, worauf es ankommt. Auf diese Weise möchte ich ihre Kompetenz stärken und sie in die Lage versetzen, eine aktive Rolle in ihrer Behandlung einzunehmen.

Gab es ein oder mehrere Aha-Erlebnisse für sie?

Es gab mehrere Aha-Erlebnisse. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Wirksamkeit von körperlicher Aktivität. Noch vor 20 Jahren wurde nach Diagnose einer MS zu körperlicher Schonung geraten und nahezu sofort eine Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt. Hier hat ein vollständiger Paradigmenwechsel stattgefunden. Wir wissen, dass körperliche Aktivität neuroprotektiv ist – das gilt nicht nur für die MS. Inzwischen gibt es erste Studien dazu, ob körperliches Training den Verlauf der Krankheit beeinflusst und zu den verlaufsmodifizierenden Therapien gezählt werden sollte.

Auch das Konzept der Krankheitsaktivität und was dazu zählt, waren ein Aha-Erlebnis. Krankheitsaktivität beinhaltet viel mehr als „den Schub“. Dazu gehören neue Läsionen im MRT, auch wenn diese sich nicht unmittelbar bemerkbar machen, ebenso wie eine Zunahme der Fatigue oder Beeinträchtigung der Kognition.

Verbunden damit kam die Erkenntnis, dass das Management einer MS in spezialisierte Hände gehört, um eine optimale Behandlung zu ermöglichen.

Wollen sie den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf den Weg geben?

Wichtig ist, die Anbindung an eine MS-Ambulanz oder einen spezialisierten Neurologen. Ein standardisiertes Monitoring und regelmäßige Kontakte sind auch bei subjektiver Beschwerdefreiheit notwendig, um ggf. frühzeitig reagieren zu können.

Ich empfehle regelmäßige Rehabilitation, beginnend mit der Diagnosestellung. Hier geht es unabhängig von der Symptomatik um eine hohe Lebensqualität mit einer chronischen Erkrankung durch ganzheitliche Therapie, Krankheitsbewältigung und Anregungen für den Alltag.

Bitte bleiben Sie aktiv, bewegen Sie sich so viel wie möglich. Sie können so Fatigue und depressive Symptomatik günstig beeinflussen und nehmen vermutlich aktiv Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

Interview mit Andreas Gollan, Staatsexamen der Biologie, Coach und Berater und Heilpraktiker

Welchen Bezug haben sie zum Thema Multiple Sklerose?

In meiner Familie gibt es einen Fall mit der Diagnose MS vor 20 Jahren und so kenne das Krankheitsbild der MS schon recht lange und auch die Veränderungen in der Therapie.

Und wenn sie einmal mit der MS in Berührung gekommen sind, sehen sie sie überall und sie lässt sie nicht mehr los.

Es gibt sicher nicht viele Krankheiten die derart komplex sind.

Wie haben sie von dem Studiengang erfahren?

Ich bekomme recht viele Newsletter, so auch die Ärztezeitung, wo über den Studiengang berichtet wurde. Trotzdem war es Zufall genau den Artikel nach einer Urlaubsreise in den vielen aufgelaufenen Mails zu lesen und Frau Ramisch direkt anzurufen und zu erreichen.

Und warum fanden sie das Studium interessant?

Die Verbindung von Theorie und Praxis, die Dozenten, die das who ist who der MS abbilden, der Aufbau des Studiums und – was ich später dann gesehen habe, die Zusammensetzung der Gruppe.

Auch dass es neben dem Job stattfindet.

Wie schwer fiel es ihnen wieder zu studieren und was war Ihre größte Hürde?

Bei Studienbeginn war ich 60 Jahre alt und von den 19 Kommilitonen sind 17 Ärzte bzw. Neurologen und das Niveau ist schon hoch. Aber ich habe eigentlich mein Leben lang gelernt und so war fand ich recht schnell meinen Rhythmus.

Trotzdem bin ich sicher die eine oder andere Extrameile gegangen.

Aber zunächst, das Studiums ist schaffbar. Sowohl zeitlich wie auch inhaltlich.

Die größte Hürde für mich war sicher die Statistik…..das war auch schon in meinem ersten Studium nicht mein Lieblingsfach. Aber hier muss ich sogar sagen war es leichter da total praxisorientiert anhand der Studien zur MS.

Wie haben sie sie Ihren Tages- und Wochenrhythmus umgestellt, um genügend Zeit für das Studium zu finden?

Die Dienstage müssen eingeplant werden. Das wird aber dann schnell Routine und wenn mal einer ausfällt ist das fast komisch an dem Abend.

Zusätzlich habe ich mir am Wochenende meist Sonntags Zeit reserviert um die Vorlesung noch einmal teilweise zu hören (was toll ist mit der Aufzeichnung) oder zu lesen.

Für die Klausuren habe ich mich dann immer direkt nach den Repetitorien vorbereitet und dafür Urlaub eingeplant, meist eine gute Woche 2x im Jahr. Mit Corona und den Beschränkungen war das auch nicht ganz so tragisch denke ich.

Was gefällt ihnen besonders gut an dem Studium?

Der logische Aufbau, das wirklich umfassende Wissen und natürlich die Dozenten die man aus den Büchern und Artikeln kennt….aber plötzlich dann uns unterrichten und Fragen beantworten.

Mein persönliches Highlight war dann sicher die Vorbereitung einer Studie für die Masterarbeit mit einem 15 wöchigen Aufenthalt in einer Rehaklinik.

Das war sozusagen mein persönliches Sabbatical, was ging, weil ich das ja schon vor 1,5 Jahren planen konnte.

Und es war viel mehr als die Patienteninterviews. Da ich sonst ja nicht in einer Klinik arbeite, sondern wir eine Beratung haben, wo wir auch MS-Patienten unterstützen war das das volle Leben der MS………jedes Interview mit einem anderen Gesicht der MS.

Wie nutzen sie die gewonnenen Erkenntnisse in Ihrem Berufsleben?

Das wird sich konkret nächstes Jahr natürlich erst zeigen. Eine Idee ist unsere Beratung auf Menschen mit MS zu konzentrieren. Das geht natürlich vor allem auch deshalb, da wir  –  sicher auch meinem Alter und meinem Berufsweg geschuldet uns viel Ehrenamt erlauben können und es dann dabei nicht um Geld verdienen gehen wird

Aber ich schließe auch nicht aus für eine spannendes Thema erneut für ein Projekt an eine Klinik zu gehen.

Das Wissen nicht zu nutzen ist sicher keine Option.

Wollen sie Interessierten am Studiengang noch etwas mit auf den Weg geben?

Ich glaube noch mehr kann man über MS nicht lernen als hier, jede Vorlesung war spannend und in jeder Vorlesung gab es für mich und auch meine Kommilitonen überraschende neue Erkenntnisse.

Zusätzlich haben wir nun ein tolles Netzwerk untereinander dass wir jetzt schon fleißig nutzen……und unsere Profs würden sicher auch in der Zukunft uns zur Seite stehen bei Fragen.

Wo finden Interessierte mehr Informationen?

Bei der DIU und wer auch als „Exot“, wie ich Interesse hat, kann gerne über sie auch direkt Kontakt zu mir aufnehmen.

Interview mit Dr. med. Lisa Pesendorfer, Leitende Oberärztin der Klinik für Neurologie, Rehabilitation und Neurologische Komplexbehandlung, am St. Barbara-Hospital in Gladbeck

Wie viel Raum hat das Thema Multiple Sklerose in ihrem Medizinstudium eingenommen und wie oft hatten sie vor Aufnahme der Multiple Sklerose Management Studium mit MS-Patienten zu tun?

Ich habe an der Universität zu Köln in einem Modellstudiengang studiert. Die Besonderheit dieses Modellstudiengangs bestand darin, dass es zusätzlich zu „Klassischen“ Fächern wie Neurologie, Psychiatrie, Innere Medizin etc. in dem entsprechenden Semester auch sog. „Kompetenzfelder“ gab, zur Vertiefung spezifischer Symptome oder Erkrankungen. In diesem Rahmen gab es bei uns auch eine Themenwoche „Multiple Sklerose“: Hier wurde die Erkrankung aus verschiedenen interdisziplinären Perspektiven betrachtet und gewonnene Erkenntnisse vertieft.

Meine neurologische Facharztausbildung habe ich in Wuppertal in einem Akutkrankenhaus mit großer neurologischer Abteilung absolviert. Die Erstdiagnostik von MS- Erkrankungen fand hier regelmäßig statt. Ebenfalls stellten sich häufig PatientInnen zur Therapie akuter Schübe in der Klinik vor. Nach abgeschlossener Facharztausbildung blieb ich weiterhin an neurologischen Akutkliniken tätig, wodurch MS- Erstdiagnosestellung und MS- Behandlung weiterhin einen festen Bestandteil meiner Tätigkeiten darstellten.

Wie haben sie von dem Studiengang erfahren und warum fanden sie das Studium interessant?

Ich habe von diesem Studiengang über den Chefarzt meiner Klinik, Herrn Prof. Dr. Linnebank erfahren, der mich zur Aufnahme dieses Studiums motiviert hat. Besonderes Interesse fand das Studium insofern bei mir, als dass ich zu diesem Zeitpunkt in unserer Klinik oberärztlich den Bereich der neurologischen Autoimmunerkrankungen einschließlich eigener Sprechstunde übernommen hatte.

Welche Vorteile haben sie sich vom Studium erhofft und wie wurden diese Erwartungen erfüllt?

Ich habe das Studium in der Erwartung aufgenommen, ein fundiertes Wissenschafts- basiertes und Praxis- relevantes Grundwissen über die Krankheitsentstehung der MS, deren Behandlung sowie den neusten wissenschaftlichen Erkenntnisses zu gewinnen, um eine bestmögliche Behandlung meiner PatientInnen zu erreichen. Diese Erwartungen konnten durch die zwei Jahre Studium vollumfänglich erfüllt werden, insb. da es neben der Vermittlung theoretischer Kenntnisse auch regelmäßige Praxisblöcke gab.

Wie nutzen sie die gewonnenen Erkenntnisse in ihrem Arbeitsalltag als Neurologin?

Im St-Barbara-Hospital Gladbeck bieten wir neben der Erstdiagnosestellung und Akuttherapie bei Schüben auch eine spezifizierte frührehabilitative Behandlung für MS- Betroffene an , sog. „MS- Komplexbehandlung“. Zusätzlich haben wir eine MS- Ambulanz mit Tagesklinik, wo die Infusionstherapien stattfinden. Die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten sind für alle Bereiche von hoher Alltagsrelevanz und finden somit ihre Anwendung im klinischen und ambulanten Alltag.

Wie profitieren ihre PatientInnen konkret vom Erlernten?

Ich hoffe, meinen Patientinnen durch die erworbenen Kenntnisse eine bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen, die nicht nur die medikamentösen Behandlungsansätze umfasst, sondern auch therapeutische.

Ziel für mich ist es, mit jedem Patienten bzw. jeder Patientin ein möglichst individuelles Therapiekonzept zu gestalten, unter Miteinbeziehen des sozialen Umfelds (Partner, Eltern, Kinder etc.).

Wollen sie den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit auf den Weg geben?

Wichtig ist es, sich immer zu vergegenwärtigen, dass die Diagnose nicht nur einen selbst, sondern auch das soziale Umfeld betrifft. Mit der Bewältigung von Diagnose und Erkrankung steht man nicht alleine dar. Für mich persönlich ist es wichtig, meinen PatientInnen dieses Gefühl zu vermitteln, um gemeinsam das bereits eben erwähnte individuelle Therapiekonzept gestalten zu können.

Vielen Dank an alle Interviewgäste und vor allem für das Engagement für uns MS-Patienten. Denn für eine optimale Betreuung und Beratung bedarf es dem aktuellen Wissensstand und der individualisierten Auswahl an Möglichkeiten zur Diagnostik und Behandlung.

Bis bald und mach das Beste aus Deinem Leben,
Nele

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